Beitrags-Archiv für die Kategory 'Technik'

Kacheln. Eine aufgeregte Beschwerde.

Donnerstag, 13. April 2017 8:57

Ich erinnere mich gut an eine Zeit, da war es verpönt, wenn man auf einer Webseite zu viel scrollen musste. Da wurden die Anzahl der Klicks gezählt, die man zu einer Information zurück legen musste. Man nannte das Usability, und dafür gab es sehr präzise angeführte Gründe, die aus der allgemeinen und Kognitionspsychologie abgeleitet waren.

Diese allgemeinen Prinzipien gibt es ganz bestimmt immer noch. Sie wurden schon damals auf die menschliche Wahnehmungs- und Verarbeitungsevolution zurück geführt. Diese Erkenntnisse haben sich nicht radikal verändert.

Inzwischen sind alle Webseiten vom Werbefuzzy über die Bahn und Bank (wo besonders schnelle und übersichtliche Information angesagt wäre) bis hin zu Nachrichten zur Kachel übergegangen. Ich muss jedesmal erstmal kilometerweit durch langweilige Stock-Bilder scrollen bis ich—wenn überhaupt—irgendwann zu einer Information gelange.

Gibt es die gute alte Usability noch? Ich wünsche mir deren höchst direktive Richtlinien zurück. Am besten ganz schnell. Die Webseiten können trotzdem gut aussehen. Auch ohne warpende Stockbilder.

Thema: Alltag, Technik | Kommentare (0) | Autor:

Kleine Zeitmaschinen

Montag, 8. Februar 2016 22:47

Das sind jetzt keine echten Zeitmaschinen. Und doch, kleine Maschinen, die ein Betreten der Vergangenheit möglich machen. Wenn man sie fliegen kann. Obschon fliegen gar nicht so sehr der richtige Ausdruck ist. Es wäre ja meist durchdringend langweilig, die verklärten Momente nochmal zu desillusionieren, indem man sie nochmal besucht. Aber nicht immer. Manche Momente, oho, die sind, neu betreten, unglaublich mehr als man sie je verklären könnte. Klar, beim Besuch des Vergangenen, erklärt sich das Große erneut. Und daher muss man die kleinen Biester auch nicht nur technisch fliegen können, sondern auch noch ganz genau überlegen, welchen Momenten man seine Aufmerksamkeit widmet. Man muss sie irgendwie auch intelektuell fliegen können.

Was erhofft sich der Zeitreisende davon? Die Kartharsis wiederholen? Das wäre im Erfolgsfall ja sinnlos. Bleibt dann “nur” Affekt? Aber sicher! Die Altmeister konnten den so wundervoll großartig bedienen. Da werde ich jedes Mal dran erinnert, wenn ich einen (mir ganz besonderen) davon in Halle auf dem Marktplatz freundlich aber gerade so heimlich grüße, dass man mich nicht über das übliche Maß hinaus für verrückt erklärt. Und, oh, habe ich da eine Ehrfurcht. Und eine Dankbarkeit. Saß der, reichlich vollgegessen, verssessen auf den Klang hinter Holz und gab’s der Feder, als gäb’s keinen zweiten Tag! Aber das allein reicht natürlich nicht aus. Tragen doch so viele fast ihr ganzes Wesen in solche Momente. Kultur. Das darf man jetzt schon mal gut finden.

Ich will’s jetzt mal so sagen. Und zwar in voller Überzeugung: Zum Henker mit den Idioten, die den Affekt aus der Musik haben wollten. Ein rein intellektuelles Drahtgitter ist bloß eine tote Struktur. Das ist Form ohne Inhalt (J. Cage), das ist Leerstelle ohne Entwurf, das ist Architektur ohne Fenster und Türen. Ich will damit sagen: Das ist dumm und nicht einfach nur dümmlich. Aber das ist auch faszinierend: Der Kopf lässt sich vortrefflich zur Verdummung einsetzen.

So. Zurück zu den Zeitmaschinen, die mir also ein Fenster in die besondersten aller Momente ermöglichen. Einen Einblick, wer so will, in das allergeheimste dieses seltsamen Wesens, das es immer noch zu erkunden gäbe. So sucht man bis hier hin bestimmt Metaphern in Verlängerung einer irgendwie zu bestimmenden halbendgültigen Sehnsucht. Aber sie sind tatsächlich ganz technisch, ganz profan, komplex und gleichzeitig einfach auf Metaphernebene zu begehen.

In einer langen Kette der Dinge will ich dann auch mal ganz bescheiden und artig Danke sagen, Unchirp, Era-D, refinement, ATR-102, Massive Passive, nur um mal einige Bausteine der durchaus reellen kleinen Zeitmaschinen zu nennen. Denn darin kann man schonmal an ganz besondere Orte zurück fliegen. Auf, los geht’s in die Erinnerung. Der große und eigentliche Dank wurde ja schon sehr oft ausgesprochen. Spero!

Thema: Musik, Staunen und Zweifeln, Technik | Kommentare (0) | Autor:

Der dumme, dumme Stift

Mittwoch, 16. Juli 2014 13:53

Die FAZ hat interessantes ins Lichte gebracht:

Forscher warnen vor Powerpointpräsentationen usw.

Ja. Das schlimme Medium.

Die gleiche Diskussion gab’s schon als der Kopierer das Exzerpieren verdrängte. Und am Ende findet man immer wieder heraus: Oh, Überraschung. Es ist nicht das Medium, es ist seine Nutzung.

Und es ist schlicht und manchmal sogar ergreifend möglich, ganz und gar jedes Medium dümmlich einzusetzen. Nächste Frage: Wie gefährlich ist eigentlich der Stift? Erlaubt er doch ganz und gar jedem zu schreiben!

Und: Seit der Einführung des Stiftes ist der Anteil der dümmlichen, schriftlichen Äußerung im Vergleich zur klugen schriftlichen Äußerung drastisch gestiegen! Also: Einfach mal Stift weglegen! Dann wird schon wieder weniger Dummes geschrieben!

Und man denke jetzt bloß nicht an die Einführung des Buchdrucks. Was da alles gedruckt wurde über die Jahre. Ohne den Buchdrück würde uns das alles erspart bleiben!

Thema: Hochschullehre, Politik und Gesellschaft, Technik | Kommentare (0) | Autor:

Verschlossen Verschlüsseln

Mittwoch, 20. November 2013 18:32

So ist es nun also erneut: Keine Festung ist uneinnehmbar. Sie sind nur unterschiedlich schwer einnehmbar. Und nicht immer sind die leicht einnehmbaren die attraktivsten. So eine Sache der Natur.

Das Gleiche gilt für die Entschlüsselung der Nachricht, Daten erstmal (Big?), die mit dem geeigneten Kontext in Informationen transformiert werden können. Und es gibt sehr schwere Festungen. Manche haben Hintertüren qua Auslieferung. Ob man nun alte, uramerikanische Dialekte verwendet; die Schlüssel—so obskur sie dem Betrachter auch erscheinen mögen—sind als Information enkodiert. Wenn ich den Schlüssel habe—oder die Hintertür im den Algorithmus (d.h., wenn ich den Boten abfangen kann)—dann kann ich die Daten auf eine Weise re-interpretieren, dass fortan wieder Informationen daraus werden.

Verschlossen 1

Endlich habe ich verstanden, warum der Informationsbegriff so eine große Inflation hinnehmen musste seit den 1970er Jahren. Nichts besonderes. Für mich eine kleine Offenbarung am Rande einer Zugfahrt.

Nun was?

Sekundärenkodierung kann sich nach dieser bis hierhin leicht trivialisierten Logik Wissen bedienen und alle anderen klar in die Irre führen. Vor allem, wenn man den Begriff vorinflationär verwendet. Im Grunde ein urpoetisches Vorhaben gleichzeitig. Bloß mit leichter Verlagerung von der Ästhetik zur Funktion. Aber ästhetisch können wir’s immer noch machen. So habe ich lange über “Wissen ist Macht” gelächelt und dabei ganz genau den gleichen Fehler gemacht, den ich so vielen immer vorgeworfen habe: Ich habe Wissen mit Information verwechselt. Spöttisch sagen wir “Faktenwissen”, herabschauend (und schon das ganz zu Unrecht), und verwechseln da etwas ganz gewaltig. Ich habe das also in die Richtung eines “Herrschaftswissens” im postmodernen Sinn missinterpretiert. Wie dumm eigentlich. So lange komme ich dahinter und freue mich darüber, wie schon vor sehr langer Zeit Menschen gleichen Gemüts auf ähnliche Ideen gekommen sein könnten. Ihren Spuren zu folgen und den Folgen der Verschleierung (inkl. ganz herrlicher Verschwörungsanlagen) auf die Spuren zu kommen, ist ein ganz vortrefflicher Genuss. Ob dem Genuss ein Sinn anheim steht, muss erst noch geklärt werden.

Verschlossen 2

Was soll denn dann eigentlich verschlüsselt werden?

Verschlossen 3

Nun, ich bin in der Tat kein Verschwörungstheoretiker, schon aus Achtung gegenüber zuvor angegebenen Argumenten. So bliebe noch das explizite oder implizite Verbrechen, welches mir persönlich ferner gar nicht liegen könnte. Anderen möglicherweise nicht. Aber es bleiben noch weitere Gründe: Sollte man sich nun wünschen, dass eine Nachricht nur diejenigen verstehen können, die sich aufgrund des schon vorhandenen Wissens einen eingeschränkten Handlungsspielraum selbst verordnen, so muss dafür gesorgt werden, dass die Entschlüsselung der Inhalte ohne die daraus resultierenden Gewissensfolgen eher unwahrscheinlich wird. D.h. ein Wissensbestand ist nur aufzudecken, weil man zur Aufdeckung die notwendigen Maximen bereits für sich erobert haben muss.

“Sende stets so, dass die Maxime des Handels des Empfängers in hinreichendem Umfang erwarten lässt, dass er die für die Auflösung des Hintergrunds postulierten Maximen selbst bereits vollständig in das Selbstkonzept integriert hat.”

Verschlossen 4

So könnte die gegebene Nachricht zwar in erster Instanz technisch entschlüsselt und ihre Realisierungen offen gelegt werden, sie können jedoch von vielen nur zu einem nicht abschließenden Grad verstanden, die sich im Sinne des Senders nicht hinreichend befasst haben um eine Entschlüsselung überhaupt zu ermöglichen. Vereinfacht ausgedrückt: als könne nur jemand ein Konto eröffnen, der bereits die Grundlagen der Arithmetik beherrscht. Oder besser: Als könne nur jener ein Konto betreiben, der bereits Gelegenheit hatte, den Machiavelli selbständig und ohne weitere Hilfe zu widerlegen. Letzteres widerspricht dem Geldmarkt natürlich, und dies ist dann auch das Ende der hier zur Vereinfachung gewählten Analogie.

Verschlossen 5

Erst einmal abgeschlossen, stellt sich an dieser Stelle die Frage nach der Primärenkodierung erneut. In offenem Sichtfeld verstecken? Oder dennoch in einer Festung verbergen? Eine Festung verspricht natürlich einen Grund für ihre Existenz. Wanderer, die etwas im Wald umhertragen, sind—wenn sie einmal aufgespürt wurden—eine einfache Beute. Aber vielleicht vergisst man ja den Bettler am Straßenrand. Das damit einhergehende Differenzial ist schwer zu lösen, weil man dazu die Entscheidungskomplexität kennen muss, die bei zunehmender Breitensuche durchaus als gering zu erwarten ist. Es bleibt das alte Problem zwischen Breite und Tiefe.

Verschlossen 6

Freilich ist dieser ganze Text erneut ein recht arrogantes Exponat. Aber das lässt sich an dieser Stelle leider auch nicht durch zusätzliche Entschuldigungen entkräften.

Verschlossen 7

Post Sriptum:

Na? Könnt ihr das besser auflösen, als ich wie folgt? Zum Vergleich für eure Akten ein Beispiel (allein diese Konstruktion). Und nun noch einmal grafisch, vollautomatisch (ja, vor diesem Hintergrund lache ich über eure Wordle-Clouds, Word-Frequencies und sogar über die “einfachen” N-Gramme), et voilà:

Verschlossen Verschlüsseln

P.P.S.: Früher haben wir es einfach so ausgedrückt: Ätsch! Auch ein Code.

Thema: Politik und Gesellschaft, Staunen und Zweifeln, Technik, Wissenschaft | Kommentare (0) | Autor:

Musikalische Muster

Donnerstag, 2. Mai 2013 21:07

Wir haben noch nicht alles geschrieben. Wir haben auch schon längst noch nicht alles gehört. Wurde gerade klar. Der zirkuläre Bezug des Erhörten (und des Unerhörten) ist eine selbst-referentielle Funktion der Ästhetik, daher fällt die Suche nach Neuem, das hinreichend alt ist, so schwer. Ausbrüche geschehen bisweilen aus Langeweile oder aus Übermut. Eine generative halb-parametrische und zentrische Grammatik erlaubt musikalische Muster mit einer nicht-willkürlichen Wiedererkennbarkeit und kann gleichzeitig gewichtet-stochastische Verteilungen verwenden. Klanglich wird das, soweit ich das momentan bereits beurteilen kann, hoch spannend. Alles noch in den Kinderschuhen. Aber: endlich mal wieder eine neue Erfindung. Was für ein schönes Leben!

Thema: Musik, Technik, Wissenschaft | Kommentare (0) | Autor:

ParaDocks Jubiläum

Dienstag, 22. Januar 2013 17:34

Da ist es tatsächlich schon. Unser 15-jähriges Jubiläum. Ich finde, wir haben in den fünzehn Jahren ein recht veritables Unternehmen entstehen lassen. Und das praktisch ganz aus eigener Kraft.

Das kann man doch mal feiern.

Thema: Alltag, Bild und Kunst, Freunde, Feiern, Lachen, Musik, Schattenreigen, Staunen und Zweifeln, Technik, Wissenschaft | Kommentare (0) | Autor:

Käfer und der Vorgang der Berechnung

Freitag, 29. April 2011 14:54

Zahlen rattern nicht mehr. Wenn mein Rechner wer weiß wie viele Operationen für mich durchführt—zum Teil, weil ich vielleicht programmiere aber mit Sichherheit nicht die effizientesten Algorithmen entwickle (jedenfalls nicht ad hoc). Zum Teil, weil alles bunter werden muss und sich die Hauptschnittstellen immer weiter von der Funktionalität entfernen. In den 90ern galt den fortgeschrittenen Usern dieser Umstand noch als verwerflich. Man hat die Nase gerümpft, sogar wenn die Signatur unter einer E-Mail eine Zeile zu lang war. Sowas interessiert nicht mehr sonderlich. Akkustikkoppler kann man sicher bald in Nostalgieverklärungen in Filmen à la “Brazil” bewundern. Es dauert sicher nicht mehr lange—oder ’s ist schon da, und ich hab’s nur verpasst. Andererseits ist das, was da bei mir ganz privat auf Energiedichten gerechnet wird, die wir sonst nur in größeren Kraftwerken finden, auch deutlich aufregender als 80 Primzahlen in 16 Stunden Rechenzeit zu entdecken. Eine Regressionsanalyse spezifischer Natur, z.B. eine hierarchisch lineare Modellierung (HLM), geht so schnell, dass man gar nicht gucken kann. Mein Kaffeekonsum ist trotzdem nicht in die Knie gegangen. Warum Office-Anwendungen allerdings immer langsamer werden müssen, wird mir nicht recht klar. Die haben sich kaum verändert und tradieren selbst ihre Fehler seit mehreren Jahrzehnten. Auf geht’s, Ihr Zeilen. Da will noch was von kleinen Käfern befreit werden—und ich bin froh, dass all das nicht auf Röhren rechnet: Röhren klingen gut, summen vielleicht in Summe, aber rechnen nicht so schön. Schon gar nicht mit Käfern drauf.

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