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Erfolg Rückmelden

Dienstag, 26. Juli 2011 17:22

Semesterenden sind allenthalben anstrengende in vielfacher Hinsicht auch vielfältige Zeiten (sic!). Prüfungszeiten sind anspruchsvoll, für beide Seiten. Alle sind froh, wenn sie dann doch rum sind, wenn alles irgendwie glimpflich ging. Man bangt (bitte auf Deutsch aussprechen), und es ist bitter, wenn’s dann doch mal nicht klappt. Das ist wirklich schade. Dazwischen liegen Perlen, eingeschoben in den Takt des bürokratischen Walzers. 10.00-10.30—10.30 – 11.00 und so weiter und so fort. Man will dann manchmal aufspringen, hüpfen, mit den Füßen laut auf den Boden stampfen, schreien “ja, ja, ja, ja, genau so.” Die Redezeit für die Rückmeldung des Glücks sind begrenzt und die im Kontext angemessene Dauer für den Transport solch gewaltiger Begeisterung wenig angemessen für den Inhalt. Wir haben keine schönen Rituale des Glücks. Liebe Kommunikationstheoretiker, ich sende eine Du-Botschaft: Mit Rezepten für die Rückmeldung wenig glücklicher Ausgänge habt Ihr uns ja massiv ausgestattet (Sandwitch-Technik usw.). Ich will von Euch jetzt eine ähnliche Antwort für die Rückmeldung des Erfolgs. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Sachlich gesehen kann ich das. Da muss ich einfach nur dafür sorgen, dass Wissen und Erwartungen, Verstehen und Kriterien, kognitiv zusammengewürfelt werden können. Das kann ich. “Gut gemacht” klingt viel zu väterlich. So als müsste ich vielleicht in 15 Jahren nochmal drüber nachdenken das zu verwenden. Schreien, tanzen und hüpfen ist wohl andererseits auch nicht angemessen. Ich brauch’ von Euch einen Kanal, sowas auszudrücken. Allein auf den positiven Eigenschaften eines Werks rumzureiten macht die Empfänger der Botschaft nach Punkt 5 der 40-stufigen Rückmeldung verlegen und sie wollen ähnlich bedrückt den Raum verlassen als wären sie gerade gescholten worden. Zu wenig bringt’s nicht rüber, zu viel macht unglaubwürdig. Warum eigentlich? Das scheint etwas Kulturelles zu sein? Ja? Nein? Bloß nicht zu positiv? Da sitzen sie dann und warten auf die rhetorische Wende, da das an sich Positive ja bloß dazu herangezogen werden könne, etwas entsprechend Negatives mit einem angenehmen Rück-Gewicht zu versehen. Und so warten sie auf den bitteren Ausgleich. Wenn der nicht kommt, dann muss die Interpretation des Grundes für die Sprachhandlung sich andere Wege suchen. Die sind dann aber auch nicht unbedingt viel attraktiver in ihrer Auslegung—zu wenig sachbezogen. Ich lass mich dann trotzdem dazu hinreißen, Positivem mit Eindeutigkeit zu begegnen. Am Ende auch, weil das für mich selbst ziemlich bereichernd ist, und weil ich ja sogar dankbar bin, bei einem Stück virtuoser Fähigkeits- und Wissensdemonstration anwesend zu sein. Aber eine etwas bessere Idee, wie das ginge, würde ich dankend in Empfang nehmen.

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Frühe Selbstverteidigung unfertiger Ideen

Sonntag, 17. April 2011 17:43

Gerade eben noch ca. 250 weitere Seiten Prüfungsliteratur assimiliert. Schneller Lesen (wir haben doch keine Zeit). Ich mag keine Bücher und Schriften, die sich mit viel Getöse (=Gesülze) verteidigen bevor sie überhaupt was Substanzielles gesagt haben. Das hat immer den Beigeschmack der Immunisierung. Und solche mag für Glaubende Sinn machen, in der Wissenschaft hat’s – finde ich – nichts verloren.

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Eine Ära geht zu Ende

Mittwoch, 23. Juni 2010 22:18

Heute, endgültig. Ganz heimlich, leise, während viele nichtsahnend sich der Sonne hingaben. Zum Glück war es eine Schöne, die Letzte. Nicht insgesamt, es war auch gar nicht meine. Die ist lange her. Dennoch ging sie ans Herz. Sehr sogar und  der KoNtExT war erst danach so richtig deutlich und klar. Ich werde pathetisch. Das mag ich sonst nicht. Ich werde nostalgisch. Das mag ich eigentlich noch viel weniger. Traurig auch. Denn sind die Gebäude auch die Gleichen, die Hallen noch in ähnlich weiches Licht getaucht, so ist doch alles anders. So, als habe ich irgendwo lange gewohnt und kehre nach Jahren wieder zurück. Natürlich verändert der Nachmieter alles. Manches vielleicht sogar zum Guten, wer vermag es endgültig zu beurteilen. Aber ich werde mich da nicht mehr auf die gleiche Art zu Hause fühlen. Jetzt, wo er nicht mehr da ist. Der mit dem spitzen Hut. Den Hut, den nicht mal der Kostümverleih noch in originaler Nachempfindung wirklich auftreiben kann. Die vertrauten Situationen, die vielen lachenden Momente, die wiederkehrenden Ärgernisse und wie wir uns damit arrangierten. Manchmal scheint’s fast wie ein Sieg der Bürokraten, und mag man auch versuchen und das Lächeln und die fragenden Gesichter des Nachmieters erkennen, zu schätzen, mehr noch, ja, fast zu lieben lernen. Ein stilles Echo, lautlos fast, und fühlt sich kalt an. So nah.

In Reflexion und Belesenheit hat Simone Pflaum eine sehr schöne Prüfung bestanden und uns gleichermaßen einen Rückblick geschenkt. Eine Prüfung, die in mehrfacher Hinsicht besonders war: Sie ist die letzte angehende Magistra meines so geliebten Fachs in Freiburg. Dank Dir, dank Euch, Ihr verrückten Freigeister und Wahrer der komplexen Ideen. Es war eine schöne Zeit mit Euch. Ich werde mich mit einem Lachen an die schöne Zeit erinnern, wenn ich Euch hier und da begegne.

Indes flattern die behavioralen Belege externaler Motivierung, die Prüfungslisten und Anwesenheitslisten, die Abrechnungen und schnellen Kassen der neuen Zeit rings und quer über meinen Schreibtisch, gleich doppelt ähnlich einem Sieg der Bürokraten, deren verdrehte Revolution kaum aufzuhalten scheint. Ware, Trademark, Ressource, Humankapital. Ich verspreche, ich versuche trotzdem mein Bestes in der Hoffnung es möge genug sein. Denn der Ort, Ihr lieben, verträumten Magister, er ist immer noch magisch. Auch wenn dies nun tiefer als früher vergraben liegt und die Anstrengungen mehr werden.

Morgen fahre ich nach Jena zu einem zweiten Teil eines Blockseminars, eigentlich über Simulation und Planspiele. Dort sitzen zwei handvoll angehende Magister und begegnen mir in im Grunde technologischen Diskussionen mit spontan eingeworfenen Zitaten von Eugen Fink. Man sehe die doppelte Ironie darin und möge sich schelmisch freuen.

Thema: Hochschullehre, Politik und Gesellschaft | Kommentare (0) | Autor: