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Die Antwort

Sonntag, 13. Juni 2010 0:40

mein Freund, die bläst Dir gleich der…”

nein, nochmal.

Die Antwort ist eine Illusion oder die Antwort ist eine Illusion. Göttinnen und Götter der Schrebergärten, kleingemachte Olympe (Olymps, Olyploloipoloi?). Das Missverständnis ist das eigentlich Bedeutungserzeugende. Es kann keine andere Erklärung geben. Matching ist Unfug. Unfug ist Matching. Die Übereinstimmung groben Irrtums. Bleibt also nur eine Ansichtssache übrig. Was wir sorum oder anders herum denken wollen.

1. Die Antwort ist eine Illusion

Wir jagen den heiligen Gral, den heiligen Schlüssel von Wasauchimmer oder das grunzende Schwein von Hinteroberadelshausen. Ist egal, weil nix da ist und die Leerstelle uns die Leere, Lehre oder die Bedeutung halt, also das Nichts als solches andeutet.

2. Die Antwort ist eine Illusion

Das bedeutet, sie ist beliebig, konstruierbar, unfunktionierbar und eben gerade so spezifisch, wie wir’s brauchen, aushalten können, erwarten oder halt träumen und wünschen. Nur so wertvoll, wie der Augenblick, der sie uns vorgaukelt. Flüchtig, wie unser Verstand oder alles andere, was wir glauben festhalten zu können.

Die Konklusion ist langweilig: Beides heißt das Gleiche. Gleich aufgeräumt. In der Schüssel in der Spüle liegt eine Erbse. Sie ist übrig geblieben. Die anderen sind zu 0,1% Gedanken, etwas Bewegung, und zu einem kaum überraschend großen Teil Exkrement geworden. Romantiker nennen das Schicksal. Zufall ist daran nur ein kleiner Bruchteil. Der muss nicht unsystematisch sein. Da hilft auch kein Dogma lange drüber hinweg. Es sei denn, man ist so neun bis vierzehn Jahre alt. Aber das bleibt man nicht lange. Höchstens 6 Jahre (tjaha!). Mag von Glück reden, wer sich selbst verschaukeln kann.

Der Zufall könnte somit sehr wohl gerade der Gedanke sein, der ungehört irgendwo im Nichts verhallt. Da ist es auch egal, ob er etwa mit Überlichtgeschwindigkeit verschwindet. Materialisten, hört, hört!

Die Antwort könnte auch eine Illusion sein.

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Der Wunsch hinter jenem Konjunktiv

Mittwoch, 10. Februar 2010 15:18

Mögen alle denken was sie wollen. Am Anfang war die Unstruktur, die Geburtsstunde des Solipsisten. Noch davor, und das Leben ist geträumt, aus dem Moment heraus. Etwas anderes ist nicht feststellbar. Das ist ein großes “Könnte” oder “Sollte”, je nach Gesinnung des Trägers, der natürlich selbst auch nicht existiert. Darin liegt entweder der Kategorische Konjunktiv oder ein Dogma oder beides, je in unterschiedlicher Form für die unterschiedlichen Formen. Formal ist der Konjunktiv ohnehin unterspezifiziert. Man versuche einmal einen Satz wie “Philipp könnte auch in Bremen wohnen” prädikatenlogisch zu erfassen. Im Ernst, man versuche es! Und bitte ohne die folgende faule Abkürzung zu verwenden:

Könnte-auch-in-Bremen-wohnen (Philipp).

Ich habe in diesem Zusammenhang auch schon gehört, die logische Semantik sei ohnehin bedeutungsarm—was an sich schon zutreffen könnte, weil’s die Logik ja per Definition ist. Jedoch mit der Begründung, dies läge an ihrer Evaluationsfunktion, die ja nur auf absolute Wahrheitswerte abbilde erscheint die Annahme ziemlich kraftlos. Die Modallogiker/innen haben stets darauf verwiesen, dass die Evaluationsfunktion zur Not ersetzbar sei und das eine ganze Menge der Aussagen immer noch gelten, wenn auch komplexere Abbildfunktionen verwendet werden, etwa eine Fuzzy-Logik. Das ist nicht die Logik vom Fuzzi. Sorry, das musste jetzt doch rein. Auch andere Multimodale oder -dimensionale Funktionen wären durchaus denkbar.

Wir wissen, es fehlen entweder geignete Quantifier oder eben eine andere geeignete Struktur um das abzubilden (oder beides). Aber jenseits der PL1 gibt’s ja durchaus noch schöne Ansätze. Mir gefallen die von Montague nach wie vor richtig gut. Wenn man vorher noch die “Grundlagen der Arithmetik” gelesen hat und, nunja, wenigstens halbwegs verstanden um was es Frege da geht (das ist zugegebenermaßen nicht eben wenig), dann tauchen plötzliche eine ganze Reihe von Optionen auf, die man mit einer naiven Lesart moderner Ansätze der Semantik nicht mehr erklären würde. Allein die Vielfalt dieser Optionen verschwindet hinter einfacheren, behavioralen Ansätzen (Wortfeld oder Prototypen). Letztere sind dann auf andere Weise arm. Sie erklären Verhalten, können aber keine Idee dafür liefern, wie die Bedeung zustande kommt, will meinen: wie sie gebaut wird (obwohl das jetzt gegenüber der Prototypensematik durchaus ein wenig unfair ist, zumindest was die späteren Ausprägungen angeht). Insgesamt bleibt den metaphorisch-psychologischen Ansätzen ein großes Opfer zugunsten einer oberflächlichen Illusion von Inhalt. Und weil das so ein gemeiner Satz war, begründe ich ihn ausnahmsweise: Die Interpretation eines Wortfeldes oder die einer prototypischen Struktur liegt außerhalb der Struktur selbst. Sie ist, wenn man so will, auf das wohlwollende Nicken mehrerer im Raum befindlicher Experten angewiesen, die glauben, dass das nach Sinn aussieht, d.h. dass es plausibel ist. Ein definitorischer Teufelskreis, der nebenbei bemerkt nun wirklich nicht der Semantik zu eigen ist.

Das alltagsrelevant-fatale am Konjunktiv ist ja, dass er dort ebenso schwierig zu fassen ist wie in der formalen Welt. Er scheint zunächst der Unbestimmtheit zu dienen und unterstützt nebenher grammatisch noch einige schöne Formen der indirekten Rede. Genau genommen dient er aber in seiner Sprachverwendungshandlung zumeist zur Bestimmtheit, auch wenn er gerade als ein Stilmittel der Unbestimmheit erscheint. Die bestimmteste Ablehnung, beispielsweise, ist die unbestimmte. Auf die kann man nicht reagieren. Chancenlos, sozusagen. Er ist bildlich gesprochen eine Ohrfeige, auf die man schon rhetorisch nicht reagieren kann.

Zur Erklärung. Offenbar nehmen Mitmenschen (mich eingeschlossen) ihre Welt als immer komplexer werdend wahr—“In der Welt des 21. Jahrhunderts…” (als wenn wir wüssten, was das sei). Die Wahrnehmung kann den Grad der direkten Aggression mit dem Stilmittel rhetorischer Vagheit erklären. Es wären (!) Tatsachen zu schaffen und im gleichen Moment um Himmels willen die Genese weiterer Komplexität zu vermeiden. Wir sprechen ja nicht selten vom “Grad der Komplixität” als sei das auch nur ordinal a priori bestimmbar.

Kein Wunder, dass man bei der Gelegenheit ein ganz anderes definitorisches Unding immer häufiger zu hören bekommt: Die Kompetenz in all ihren Gestalten. Weil wir ja mit unserem Verhalten nachweislich keine Komplexität bearbeiten können, sonst wäre die Komplexität ja nicht komplex, versucht man nun die immanenten Fähigkeiten des Menschen wenigstens vom Begriff her nach außen zu stülpen. Auch wenn das natürlich gar nicht geht. Aber irgendwie muss der Mensch darauf ja reagieren können. Daher macht es “wunschseitig” natürlich Sinn, ihm einfach alle beschränkenden Hürden zu nehmen. Keine Gedächtniseinschränkung mehr, keine Sprachbarriere, keine Konzentrations- und Motivationssperren. Der Mensch als das, was er leisten könnte, wenn er keine Beschränkungen jedwelcher Art hätte. Wir nennen das in der Wissenschaft Kompetenz (was jemand ohne Einschränkungen könnte, z.B. einen unendlich verschachtelten Satz von sich geben) im Gegensatz zu Performanz (das was an Verhalten nach all den Hürden noch herauskommt).

Wir halten daher fest: “Kompetenzdiagnostik” ist absurd (es sei denn man ginge das esoterisch an), da wir nunmal nur Verhalten (= Performanz) beobachten können.

Der Wunsch nach einer Transzendenz der Kompetenz ist vor dem Hintergrund der subjektiv wahrgenommeneren Komplexität sehr verständlich. Es lebe der kategorische Konjunktiv, das Allheilmittel des selbstversunkenen und träumenden Alltags-Solipsisten!

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