Pierrots Bonmots

Blogs werden Seitenweise vollgeschrieben. Wer sich sehr konservativ einem ganz speziellen Stil beugt und dann noch viel vollgeschrieben hat, schreibt auf große Weise über Belangloses. Andere schreiben eben auf kleine Weise über Belangloses. So sei es: Warten auf Etwas zu(m) sagen. Im Disclaimer sicherheitshalber geschrieben: “ich schreibe für mich, wen’s-nicht-interessiert-der-mags-halt-nicht-lesen”. Wie lustig! Gleich im hundertfachen Dutzendpack weiß ich wieder mal, wer wo welche (oder wessen?) Schuhe trägt. Dahinter steht vermutlich schon die Hoffnung, dass dieser Umstand jemand interessiere (die Beschreibung von Art und Beschaffenheit des Schuhwerks dient als Grundlage für diese absurde Schlussfolgerung). Natürlich muss sich der Richtige interessieren, was er wieder mal nicht tut (nun, nee, ich les’ sowas nicht, was machst Du nochmal?). Achja, und dann scheint sich, wie beim Besuch anderer öffentlicher Gelegenheiten alles mehr oder weniger lebenswerte zu wiederholen. Dafür gibt es sogar Begriffe. Wer sich wiegt und dabei [sich in Sicherheit], kommt nicht weit. Soviel geht als maximales Kondensat aus allem Gebrabbel hervor. Und alle wiegen. Scheint, als habe man sich damit abgefunden. Es lebe das Vertrauen in der Routine (und in die Routine). Das erinnert mich 1:1 an die monoton hingerotzte Verpenntheit der neusten deutschen Welle. Wenn man überhaupt von Welle sprechen kann, denn hierfür ist Bewegung eine notwendige Voraussetzung. Ich habe nichtmal zweiunddreißigstel Ohren zu verschenken, nicht dafür (z.B. “van Gogh Lied”). Auf einen Nenner gebracht, geht es wohl eher um drei Arten von Leder: Leder vor den Füßen, an den Füßen, und, naja, unter den Füßen. Die gewünschten Effekte bleiben aus, andere treten Effekte ein und bringen das Rad von vorne zum Schwingen. Nicht weiter tragisch, immerhin ist dann irgendwas zwischen Einatmen und Ausatmen.

Prämissen:

  1. Die Leute schreiben für sich.

  2. So dass es jeder lesen kann.

  3. Es ist ihnen egal, ob es jemand liest.

Zirkumstanten:

A. Erstaunlich, was die Leute zu sich selbst sagen. Selbstredend, sozusagen.
B. Erstaunlich, wie viele Leute es lesen.
C. Erstaunlich, wie egal es den Schreibern dann tatsächlich (nicht !) ist.

T. Erstaunlich, wie viele Leute, die es lesen, immer wieder das nicht finden, was sie selbst gerne lesen würden.
T1. ... und daher weiterlesen, in der Hoffnung, es könnte noch auftauchen.

Frage: Warum schreiben die Leute nicht das, was sie selbst gerne lesen würden?
Antwort: Unbekannt.

Pierrots Bonmots Schlussfolgerungsmodell
(Pierrots Bonmots Schlussfolgerungsmodell)

Konklusionen:

N0. Etwas stimmt nicht.
N1. Keiner traut sich.
N2. Alle wollen.
N3. Manche könnten.
N4. Wenige würden.
N5. Keiner macht.
(N6-N11 sind trivial und werden daher ausgelassen)

Wenn das nicht im Grunde dekadent ist! Nun habe ich ja nichts gegen Dekadenz—das lässt sich mit Sicherheit feststellen. Jedoch irre ich noch an der Frage herum: Wenn schon dekadent, warum dann nicht so, dass es auch endgültig Spaß macht? Die reine Lethargie scheint mir hingegen wenig reizvoll.

Konsequenzen:

M0. Etwas stimmt nicht
M1. Jeder traut sich (so dreckig, wie nur irgend möglich)
N2. Alle wollen.
N3. Manche könnten
M4. Alle davon würden.
M5. Alle davon machen.
(M6-M11 sind reizvoller, wenn sie verschwiegen werden und eher ausprobiert werden).
(M11 – Mn sind noch unbekannt und daher im Kernfeld des Interesses).

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Datum: Sonntag, 17. Dezember 2006 18:44
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