Wider Recht haben

Mir fehlt die Perspektive inzwischen, mir zu erklären, warum Irren so abgelehnt wird. Es ist eine der größten Freuden. Wie wär’s denn gewesen, hätte ich eine Welt vorgefunden, wie ich sie mir mit 16 so ausgedacht und erwünscht/erträumt habe? Ich würde wohl vor Langeweile vergehen. Nun wurde es bis hierhin immer besser und besser. Ob das optimistisch ist, vermag ich gar nicht zu sagen. Das Rechthaben aber geht mir immer mehr auf die Nerven. Es ist eine so elendige Zeitverschwendung, und das dies und jenseits der Wissenschaft. Damit möchte ich nicht missverstanden werden: Es ist nicht egal, und ein Fakt ist ein Fakt. Es ist nicht beliebig, wie wir über die Welt nachdenken. Spätestens, wenn dieses Dafürhalten—diese implizite Annahme über wann was warum wahr sein soll—einen Einfluss auf einen anderen hat, dann wird die Erfahrung zum Dämpfer und die Plausibilität mal wieder zum Dampfer der Ignoranz. Es wird nicht wahr, weil ich es für plausibel halte. Allerdings: wer soll’s denn unterscheiden? Daher werde ich bei allzu euphorischer Plausibilität skeptisch. Denn um das Induktionsproblem in meinem Erfahrungsraum zu lösen, müsste ich alles was erlebbar ist auch bereits erlebt haben. So witzig das in der Theorie ja sein mag, so offenkundig sind ausgerechnet die praktischen Einschränkungen: Es gibt nie inzidentiell genug Fälle. Und sobald es sie dann gibt, haben wir wieder das Indizierungsproblem. Tiefenindizierung geht halt nur bei linear bleibender Ähnlichkeit—und die kommt bei mehr als drei Dimensionen ja kaum mehr vor. Ich kann doch nicht darauf vertrauen, zufällig das Richtige erlebt zu haben.

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Datum: Freitag, 17. August 2018 8:22
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