Verkannte Kompositionalität

Dass der Energieerhaltungssatz nur Unsinn sein kann, weil es kein abgeschlossenes Bezugssystem geben kann (schon gar keins, das wir jemals beobachten könnten) und dass der leiseste Verdacht auf Chaos irgendwo draußen und irgendwo drinnen (vor allem aber draußen) dann sowieso alles zunichte macht mag, manchem am Rande der Newton’schen Alltagsphysik schonmal aufgefallen sein. Aber das nur am Rande. Viel interessanter ist, dass sich aus unbekannt vielen Elementaren unbekannt viele (aber wesentlich mehr) komplexere Gebilde herstellen lassen, aber das ist zumindest ja besser bekannt. Kompositionalität bedeutet, dass beliebig solche Dinge zusammengefügt werden können. Vielleicht sogar unendlich viele, wenn nicht die Elementare ausgehen. Wenn nur immer eins nachkommt, reicht das schon wieder aus, für die Unendlichkeit. Man braucht aber ein paar, damit die ganze Sache auch tatsächlich interessant wird. Manche glauben, es seien so ca. 10.000 Elementare. Verschiedene versteht sich. Interpretation braucht dann Kontext. Und das ist unser Kontext. Mancher gilt mehr als anderer. Aber das macht für den grundlegenden Prozess nichts aus. Unter Umständen lassen sich trivialer Weise immer neue Kontexte finden—es wäre zu untersuchen, inwieweit neue Kontexte auch kompositional erzeugt werden. Dann wäre Interpretation die Rotation zweier Kontextfreien, wodurch der Kontext allein durch die übereinstimmende Gradiente entsteht. Das wäre eine ästhetische Einschränkung immerhin. Ganz ohne eine Vorschrift des Ästhetischen. Generiert werden kann dann beliebig viel. Der Vorgang der Generierung ist vom Kontext befreit. Es ist meine Vermutung, dass das nie anders war; Kontext bleibt also eine Legitimation. Ohne Kontext sinkt natürlich die Komplexität enorm. Was wieder dafür spricht, dass wir Menschen das hinbekommen—und dass wir vielleicht dazu in der Lage sein könnten, eine kontextfreie Generierungsinstanz zu implementieren, die ein menschliches Individuum an Expressinalität überdauern könnte (allein wegen des Berechnungsaufwands). Warum wären das nun wieder schöne Nachrichten? Na, weil wir uns dann endlich Zeit lassen könnten. Und weil auch alles generiert würde. Auch für ein Potenzial für das Heranwachsen von Kultur wäre unter Umständen so gesorgt—nur, falls wir den Kulturbegriff nicht besser überdenken sollten. Nein, es wird an dieser Stelle keinen weiteren gesellschaftlich relevanten Transfer geben; der wäre ohnehin langweilig. Sollen das die Paladine auf ihren weißen Schimmeln übernehmen und die Welt retten, wenn es der Zufall mal wieder so will. Jedenfalls würde uns der Zeitvorteil unter anderem von diesem unsinnigen Geniegedanken befreien (vgl. die Anmerkungen eingangs über den Energieerhaltungssatz).

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Datum: Dienstag, 28. Februar 2006 16:13
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