Kompetenzillusion, Indikatoren

Es ist ja (Link wie schon behauptet wurde) für jemand, der nun länger in einem Berufsfeld arbeitet, ohne weitere Schwierigkeiten möglich, den bloßen Eindruck des Begreifens und der Begreifbarkeit zu erwecken—und zwar sowohl auf die eigene Person bezogen als auch für die im Feld Lernenden—so es da noch welche geben sollte. So dauert es bisweilen lang, bis sich dieser Eindruck als Illusion entpuppt. Zur Aufdeckung existieren einige Randmerkmale, Indikatoren könnte man auch sagen, deren Beachtung den Prozess der Illusionsauflösung beschleunigen können (aus der Reihe: erkenne den Blender):

  1. Die betreffende Instanz (Autor, Lehrer, oder auch Gruppe etc.) hat Mühe, Leistungen anderer im Gegenstandsbereich anzuerkennen. Sie fällt insbesondere dadurch auf, überzufällig häufig solche Leistungen herabzuwürdigen. Vor allem, wenn die Leistungen schwer mit der eigenen Person in Verbindung gebracht werden können.

  2. Die betreffende Instanz führt überzufällig häufig inhaltsunspezifische “Querschläger” an. Beiträge, die auch auf den zweiten Blick nur wenig mit dem Gegenstand zu tun haben.

  3. Die betreffende Instanz weicht zur Begründung von (1) häufig auf Sekundärfehler aus, die in der Regel allgemeiner Natur sind und selten am Material oder am Handwerk (z.B. Methoden) begründet werden.

  4. Die betreffende Instanz führt in Diskussionen verfrüht und überzufällig häufig Grundsatzdiskussionen an, deren Begründungsmuster völlig unspezifischer Natur sind (“Da sollte man mal grundsätzlich drüber nachdenken” oder “Als Meerschweinchenexperte hätte ich dazu ja immer folgende Aussage zu machen”).

  5. Die betreffende Instanz führt auffällig häufig Heckenausdrücke (manchmal, oft, vielfach).

  6. Die betreffende Instanz zitiert auffällig häufig andere ohne die Zitation noch zu kommentieren.

  7. Die betreffende Instanz wird auffällig ruhig, wenn es um die Verteilung von Arbeit geht und noch ruhiger, wenn es darum geht, von vergangener Arbeit zu erzählen. Werden aber jedoch Zuständigkeiten und Ehrungen verteilt, ist die betreffende Instanz vorne mit dabei. Bei der Gelegenheit wird in der Regel die Arbeit anderer unter dem eigenen Namen verkauft.

Das sind schon mal wesentliche Indikatoren, obgleich es natürlich mehr gibt. Der Blender ist gemeinhin ein Narzisst. Aber nicht alle Narzissten sind Blender.

Liebe Blender da draußen (solltet Ihr das hier lesen): Die Umgehung der oben genannten Indikatoren beinhaltet etwas Aufwand und mehr Übung als ihr üblicherweise aufzubringen in der Lage seid. Falls Ihr Euch allerdings auf den Weg macht, würdet Ihr in die Kompetenz-Randzone kommen. Das hätte schon gefährlich viel mit Fähigkeit usw. zu tun. Vielleicht würde das mitleidige Grinsen, das ihr meist für freundliche Zustimmung haltet, dann einen ersten Anklang ehrlicher Interessensbekundung haben.

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Datum: Dienstag, 12. Februar 2008 13:15
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