Zoon Zone

Es ist möglich, sich im gleichen Halbsatz über unsägliche Dummheit aufzuregen und sie im zweiten zu begehen. Sogar ohne, dass einem auffällt, dass es da durchaus Zusammenhänge gibt. Es ist auch möglich völlig unfähige Menschen zu engagieren, die beim wiederholten gegen die Wand rennen immer noch die eigene Beule nicht spüren. Wo der eine sich in die Ungerechtigkeit der Welt stürzen sieht, runzelt der andere nur die Stirn, den virtuellen Schraubenschlüssel für eine Sekunde und einen Kaffee lang beiseite legend, beide mit fast identischen Voraussetzungen gestartet. Aber dem einen von beiden wurde der nicht ganz so virtuelle Hintern vielleicht einmal zu oft von sanften Engelszungen abgeleckt, so dass sich jede Relation von Gemeinheit relativiert: Der Hungrige schlägt dem Gastgeber ins Gesicht, weil das Brot schon einen halben Tag alt ist und es die Lieblingsauflage nicht gibt. Dass der viel freundlichere Gast noch Schicksalsschläge fern jeder Relativierung erträgt, ist eben nicht ein kleines aber hier ein weiteres Detail. Es relativiert an sich die Haltung des Hungrigen in dieser Gleichung einmal mehr. Manchmal ist Luxus zum Kotzen. Was für den einen Großmütigkeit ist, ist für den anderen normale Arbeit—bloß: wer ist der Held? Wie man in den Markt reinbrüllt, so purzeln die unverdienten Belohnungen heraus. Flüstern ist schwieriger. Aber das Schreien bringt auch maximal nur Bedauern hervor. Und von Bedauern kann sich kein noch so ausgefeiltes Meta-System nähren. Vielleicht erzeugt es eine kurzfristige Betäubung. Zumindest würde das erklären, warum immer wieder jemand kaum eine Garstigkeit für ein süßes Bedauern auslässt. Warum eigentlich folgt der Zoon Politikon auf den Zoon Logon Echon? Ich habe manchmal den Eindruck, als müsse es anders herum sein. Immer öfter glaube ich indes, dass beide überhaupt gar nichts miteinander zu tun haben. Gelegentlich will ich gar Fallbestätigungen dafür sehen (Achtung, Existenzhypothesen), dass beide sich gegenseitig ausschließen. Es muss nämlich kein gutes Ende nehmen: Muss nicht, muss nicht, muss nicht. Hey, das war kein “darf nicht”, okay?!

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Warum alles trotz allem immer noch so gut funktioniert, bleibt mir ein immer größer werdendes Rätsel. Aufgrund oberflächlicher Analysen dürfte das gar nicht gehen. Es geht aber irgendwie doch. Und gerade dieser Umstand erzeugt nicht eben Urvertrauen, weil ein solches Vertrauen in seiner mittleren und letzten Konsequenz noch pessimistischer wäre als meine hier gezeichnete Temporärvermutung: Entweder wäre demnach ein den Ordnungsmächten entkrochener Schöpfer unendlich blöde oder aber bösartig jenseits der gängigen Vorstellungskraft. Beides wäre nicht besonders schön. Nox.

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Datum: Montag, 23. Juni 2008 17:08
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