Beiträge vom Juni, 2009

Sonnenflecken

Sonntag, 28. Juni 2009 7:35

Heute gibt’s mal wieder etwas zum Reinhören. Ein paar Impulse darin liegen durchaus in jenem Jahrzehnt, das so düster für diese Art von Musik war und das gleichzeitig so viele Türen geöffnet hat (z.B. in technischer Hinsicht—es lebe die MIDI-Schnittstelle). Ich hoffe, die geneigte Hörerin möge mir das für heute einmal verzeihen. Ich weiß auch nicht mehr so genau, was mich dazu getrieben hat.

Thema: Musik | Kommentare (0) | Autor:

Haltloses Rumgepienze

Mittwoch, 24. Juni 2009 8:58

Erst jahrzehntelang Mist auf den Markt werfen, das ursprüngliche Kerngeschäft an den Rand des vollständigen Ausverkaufs führen, einen modernen Sklavenmarkt aufbauen und etablieren, gleich noch die ganze restliche mühsam aufgebaute junge Popkultur mit runterreißen, noch mehr Schund rauswerfen, das Publikum verhöhnen (okay, das ist der einzig gute Zug), die Kunst und die Künstler ausbeuten bis niemand mehr übrig bleibt, viele gute Ideen unter noch mehr Unsinn begraben… und dann rumpienzen, weil irgendwann selbst der letzte Trottel das Interesse am vergoldeten Unfug verliert.

Link Popkomm abgesagt

Das hat eine gewisse Ironie. Schade, dass es keine Selbstironie ist. Das wäre besser.

Thema: Politik und Gesellschaft | Kommentare (0) | Autor:

Delectus Alpha Test

Montag, 22. Juni 2009 20:27

Heute habe ich den Alpha-Test des Simulators “Delectus” gesehen, der derzeit von Studierenden in meinem Seminar “Simulation Realer Umwelten” gebaut wird.

Einmal gab es ja schon einen Link Simulator aus diesem Seminar, im Sommersemester 2007, mit viel Aufwand und schönem Release Event. Dieser trug den Namen “Decisive”.

Von der Kernsimulation gekonnt anmoderiert, herrschte zunächst etwas Unsicherheit, wer wann welchen Handgriff zu tun habe. Schauspielerinnen trudelten nach und nach ein. Man könnte es mit der altgenutzten Floskel beschreiben: “Es herrschte geschäftiges Treiben”.

Dasselbe, obwohl es ein wenig so  wirkte, war keineswegs planlos. Wie bei jedem ersten Alphatest sind kommt den Schnittstellen zwischen den einzelnen Modulen eine besondere Bedeutung zu. So war beim Briefing noch unklar, wer den Teilnehmer informiert. Ebenso war das Debriefing noch nicht vollständig ausgearbeitet. Dennoch hat sich das Simulationsgefühl schon richtig eingestellt. Insbesondere die Schauspielerin war von der Abteilung “Charaktere und Rollen” sehr gut vorbereitet worden. Ebenfalls beeindruckend, wie sich die Gruppe Kernsimulation in nur wenigen Wochen Programmierkenntnisse neu angeignet hat und eine bereits jetzt vollständig lauffähige Software vorgelegt hat.

Man darf gespannt sein, wie sich der Simulator bis zum Release Event (voaraussichtlich am 21.7.2009) noch entwickelt. Jedenfalls kann ich bereits jetzt einen Besuch des Events ausdrücklich empfehlen.

Link KomProSim Delectus Blog

Thema: Hochschullehre | Kommentare (0) | Autor:

Kühle Weisheit

Sonntag, 21. Juni 2009 8:17

Nach nicht allzu vielen Treppen (wirklich nur ca. 200+) erreichen wir nach kurviger Autofahrt durch die Berge ganz im Westen der Insel die Höhle Link Agia Sofia.

Kreta Agia Sofia

Nicht nur des Klimas wegen lädt die Höhle zum Verweilen ein. Tropfsteine und Felsen, viel Wasser von oben und unten. Als Kultstädter wurde der Ort offenbar schon seit dem Neolithikum verwendet—und Ähnlichkeiten zu Orten, die wir in Irland fanden sind interessant. Obwohl die Akustik wunderschön ist, darf man nicht mehr darin singen, seit der Ort christlich genutzt und der “Weisheit Gottes” geweiht wurde. Und selbige, so erklärt uns die anwesende ortskundige Dame, dürfe nicht mit sowas profanem wie Gesang gestört werden. Langsam und still sprechen, als wär’s eine Kirche. In meinem Fall hätte ich das ja schon aus Sorge um andere Besucher verstanden. Aber Steffi ist Profi. Glücklicherweise haben wir doch noch wenigstens ein paar Töne von ihr vernommen. Ob’s die Weisheit gestört hat?

Den alten Ort selbst dürfte es wohl eher gefreut haben, ein paar Klänge zu hören.

Thema: Reise | Kommentare (0) | Autor:

Ein sehr altes Mosaik

Samstag, 20. Juni 2009 8:03

Die Reise nach Kreta ist ja nun schon wieder etwas her, dennoch sind natürlich nach wie vor Dinge offen, die es vielleicht wert sind, erzählt zu werden. Ich laufe, wie jeder, oft an grauen Steinen vorbei. In der Regel bleiben sie das. Wenigstens so lange, bis jemand sagt, dass eventuell etwas besonderes an ihnen sei. Wissen allein erhebt sie dann in den Status des Betrachtungswürdigen oder Erinnerungswürdigen. Wenn real betrachtet, kommen noch jene Konnotationen hinzu, die dem Objekt hernach so viel Unterschied zu vorher verleihen, dass viele Mühen lohnend erscheinen um—betrachtet man es ahistorisch und ohne jede Ästhetik—einen grauen Stein anzusehen. Das folgende Objekt jener Gattung sei nichts weniger als Europs erstes Mosaik. Und so grau ist es gar nicht.

Knossos Mosaik des Minos

Meine Reisen in die Vereinigten Staaten haben mich zwar im Hinblick auf Superlative desensibilisiert, es gibt dort ja immer gleich mehrere. Aber es soll mir reichen, wenn dieses hier einfach sehr, sehr alt ist. Wenigstens vor dem Hintergrund europäischer Geschichte. Die Asiaten mögen da wieder schmunzeln. Das Mosaik liegt auf dem Boden des zu einem Großteil aus Beton und mit viel romantischer Phantasie rekonstruierten ehedem minoischen Palasts von Knossos. Unsere ortskundige Scholarin war nicht immer einer Meinung mit dem Archäologen. Tatsächlich war sie damit sogar sehr unterhaltend. Sie hat und jedoch immer beide Lesarten gezeigt. Und, ich muss es laienhaft zugeben, nicht selten erschienen die archäologischen Positionen etwas absurd. Mit der alten Mythologie kannte man sich, wie oft in Griechenland, sehr gut aus. Orthodoxen Klöstern ist es im wesentlichen zu verdanken, dass viel davon erhalten blieb und später der Öffentlichkeit zurückgegeben wurde. Viel phantasievolle Ausschmückung hat sich Arthur Evans bei der Rekonstruktion insgesamt erlaubt, wie man hier im Thronsaal sehen kann:

Knossos Thronsaal

Und ich kann mir in der Tat vorstellen, dass man sich in Fachkreisen darüber vortrefflich streiten kann, und überhaupt das ganze Gebilde vielleicht für einen Affront gegen die hermeneutische Kunst hält. Als Laie “dritter Ebene” freue ich mich trotzdem über etwas mehr Fleisch auf dem Skelett. Man wird andererseits während der ganzen Tour das Gefühl nicht los, die ehrenhaften Herren Rekonstrukteure hätten sich eventuell dazu hinreißen lassen, hier und da ein paar essentielle Dinge mitgehen zu lassen. Nur so ein Gefühl.

In der Festung Knossos kannte man nicht nur Toiletten (gute 3000 Jahre vor Versailles, neuer Palastbau um 1600 vor), sondern auch zweifach Abwasser (Regenwasser und verschmutztes Wasser) und ein Röhrensytem für fließendes Zuwasser, auf das man lapidar heruntersehen kann:

Knossos Zuwasserroehren

Letzteres hat mir schon beim zweiten Gedanken komplett die Sprache verschlagen: Drei verschiedene Wassersysteme. Zum Schluss gibt es dann noch einen Superlativ. Es sei die älteste befestigte Straße Europas, die hier zum Nebenpalast der Ariadne führe.

kreta2009_knossos_strasse

Ob’s stimmt? Es fällt jedenfalls nicht schwer zu glauben.

Thema: Reise | Kommentare (0) | Autor:

Imeri Gramvousa

Dienstag, 9. Juni 2009 21:54

Vor der eigentlichen Halbinsel Gravousa auf Kreta, liegt Imeri Gramvousa. Mit dem Boot kann man hin. Die paar Treppen sind auch bei Hitze schnell genommen und vom venezianischen Kastell, das später auch als Piratenbasis diente, hat man einen unvorstellbar großartigen Blick.

Imeri Gramvousa, Blick vom Kastell

Natürlich sind wir da noch geschwommen, später. Das Tor nach dem Aufstieg spendet Schatten. Auch der Holländerin, die laut motzend den Aufstieg machte und kaum eine einzelne Treppe steigen konnte.

Kastell auf Imeri Gramvousa, Eingang

Später gab es noch einen näheren Blick auf das Wrack, das nicht ganz so alt sein konnte um noch irgendwie Hollywood-tauglich zu sein. Gerade deshalb hat es aber eine besondere Stimmung erzeugt. Und überdies kann ich damit ein weiteres Mal meinen Anspruch gerecht werden, Friedemann mit neuen Schiffsimpressionen zu versorgen—wohl bekomm’s.

Imeri Gramvousa, Wrack

Auf jeden Fall ist der Ort, neben vielen anderen auf Kreta, eine Reise wert. Wie man sehen kann.

Thema: Reise | Kommentare (0) | Autor: