Unerwartete Korrespondenz aus der Heimat

Im Anschluss an unsere Fahrt nach Cagliari ein paar kurze Worte mit einem älteren Ehepaar aus München gewechselt, um uns über die neusten politischen Havarien (nicht die Italiens) zu unterhalten. Beide, obschon der Kleidung und Herkunft nach erwartbar konservativ, hatten Bedenken, Stirn gerunzelt, blickten prophetisch in eine düstere Zukunft, unsicher. Seniora Merkel hat nicht ihr ganzes Vertrauen. Schwarz-Grün wäre ihnen lieber. Ja, das wäre was, so “Wirtschaft” und “Natur”, ja, das seien ja die beiden wichtigen Dinge. Er geht davon aus, dass das in ein paar Jahren auch so richtig salonfähig sein wird. Italien sei ja, was die Natur angeht eher hinten angeblieben. Überall dieser Müll an den Stränden. Man solle da mal ein paar Ein-Euro-Jobs zum saubermachen hinschicken—da wären die ja wirklich gut für. Da wir beide keine Lust auf das verbale Gemetzel haben, das folgen könnte, wenn wir uns ernsthaft zu diesen Ideen äußerten, ziehen wir halb verständnisvoll die Augenbrauen hoch, gerade noch so, dass erkennbar wird, dass wir da vielleicht eine geringfügig abweichende Meinung zu haben könnten.

Sardischer Teller

Die beiden sind dennoch auffallend sympatisch, wo man doch sonst im Urlaub eher von den Landsleuten flüchtet. Sie kommen schon seit 25 Jahren immer nach Sardinien. Haben hier ein Haus gekauft. Hat sogar seinen Wert gesteigert, ums vierfache. Ob die Lebeshaltungskosten höher seien? Keine Ahnung, man ginge ohnehin eher immer irgendwo essen. Er kann uns da keine weitere Auskunft geben, schließlich ist nicht er es, der einkaufen geht, dafür sieht er aus wie der ZWillingsbruder eines in die Tage gekommenen Talkmasters; was schließlich auch etwas ist. Sie schweigt lieber. Die Trauben seien billiger. Alles klar. Wir werden angesichts der Preise in italienischen Restaurants morgen lieber wieder kochen, was wir uns mit großer Freude hier stets gemeinsam vornehmen.

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Datum: Samstag, 29. Oktober 2005 13:53
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