CSO, Yo-Yo Ma und Silk Road

Herausragend rasant und von neuerem Geist als je erhofft war das Konzert mit Link Yo-Yo Ma, dem Link Silk Road Ensemble und dem Link Chicago Symphony Orchestra. Für unsere Freiburger Verhältnisse (erwähnen wir einfach “des Kaisers neues Konzerthaus”) in auffallend guter Akustik. Darüber hinaus entfaltete sich am 13.4.2007 ein aus vielen musikalischen Hintergründen inspiriertes zeitgenössisches Programm, das in seiner Tiefe und Vielfalt seinesgleichen sucht. Ich hatte beim Kauf der Karten etwas eher folkloristischeres erwartet, etwas leichtere Unterhaltung und war mehr als überrascht (positiv), als sich in zirka zweieinhalb Stunden eine vor neuen Ideen nur so explodierende Kompilation zeigte. Yo-Yo Ma moderierte, während sich hinter ihm ein sich immer neu findender orchestraler Korpus zum Konzert, zum Kammerensemble und zum Concerto Grosso einfand. Beeindruckend, wie nah alle auftretenden Solokünstler (darunter Wu Man, Colin Jacobsen, Jonathan Gandelsman, Nicholas Cords und Cristina Pato) dem Orchester, wie wenig “divenhaft” die Auftritte erschienen. Die neu und für großes Orchester umgesetzte Suite Ambush from Ten Sides ließ den Atem stocken, während Ernest Blochs Schelomo eine tiefe Frage zeichnete. Etwas sanfter, doch mit gleicher Lebendigkeit war Lou Harrisons Pipa Konzert eine nachdenkliche Mitte. Sanft führte uns Byambasuren Sharavs Legend of Herlen in den Abend ein, das mit seiner Kammer-Besetzung (Gesang, Morin Khuur, Piano, drei Posaunen und Perkussion) den Raum öffnete und uns gleich die akustischen Besonderheiten des Chicago Symphony Centers vor Ohren führte: Kleine Schellen in Pianissimo waren bis in die hinteren Reihen gut zu hören. Osvaldo Golijovs Rose of the Winds schloss den Abend derart virtuos und lebendig ab (Cristina Pato geht unglaublich ab!), dass man darauf hinausgetragen wurde in irgend eine Ferne voller Fragezeichen. Ebenso positiv überraschend war die Vielfalt im Publikum, das aus Vertretern aller Altersgruppen bestand. Und das bei einem nicht eben einfachen musikalischen Material. In hohem Grade akustisch besoffen, blieben mir danach so manche Momente, bis ich meine Orientierung wieder hatte. Ein mehr als gelungener Ausklang in Chicago, der immer noch nachklingt. Ich will es mal ganz unverhalten—und vielleicht in einem hier etwas unüblichen Ton—so sagen: Danke Chicago!

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Datum: Montag, 16. April 2007 14:43
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