Melancholie unernst

Nicht alle Melancholie, liebe stille Begleiterin, sollst Du ernst nehmen. Ich weiß schon, sie trägt dich sonstwohin und auch wieder hinein. Aber dazwischen liegt doch auch noch was. Zwischen den Zeilen Meta-Ideen zu entdecken, sie nicht schlicht zur Konkretion zu banalisieren, sondern etwas Unvollendetes in allem zu lassen, darin liegt doch etwas. Etwas mehr als nur ein flüchtiger Reiz in einer Stimmung, in der ich mich nicht anzustrengen brauche. Ich habe im Ungewissen viele meiner Wünsche entdeckt; und ins Träumen bin ich darin auch geraten. Ohne das grave Zusammendenken wird dann und wann auch ein Lachen draus. Dem fehlt es dann auch nicht an Tiefe. Gerade weil ich mich irren kann, kommt eine nie überwindbare Neugier damit einher. Somit ist das Spiel als Sprache oder das Spiel der Sprache nicht ausschließlich dazu geeignet, zu provozieren oder etwas ohne Zustimmtung zu manipulieren, sondern auch daraus wieder etwas zu entdecken. Sei es durch ein Mißverständnis (manche davon dauern göttlich lange an und sind wundervoll, wenn sie da sind) oder durch eine Überraschung. Konstruktionen von Bedeutung—und sicherlich oft genug auch von geringer Bedeutung—die aus dem Chaos entstehen, reihen sich oft dort hinein. Es kann also ein Segen sein, gelegentlich eingangs aneinander vorbei zu reden, weil wir etwas neues entdecken können, wenn wir uns wieder nähern.

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Datum: Sonntag, 4. September 2005 15:02
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