Killerspiele als dumme Generalverlegenheit

Es gab einen Link furchtbaren Amoklauf. Die meisten werden es wohl mitbekommen haben. Das ist in sich grausam und traurig. Jetzt meint man einen Anhaltspunkt zu haben: LinkAmokläufer spielte Killerspiele“. Die Annahme dieser Kontingenz ist ebenso so dumm, wie sie sachlich falsch ist. Achtung, das bedeutet nicht, dass es hier keinen Zusammenhang geben könnte. Nur kann man das aus dem bloßen Vorhandensein eines solchen Spiels auf dem Rechner nicht schlussfolgern.

Warum kann man das nicht?

Naja, es ist—wenigstens in unseren Breiten—etwa so, als wenn man sagt: “Komisch, jeder Amokläufer bisher hat morgens gefrühstückt. Es muss am Frühstück liegen! Lasst Eure Kinder nicht mehr frühstücken!” Genauer: Wir wissen, dass man auf so gut wie jedem PC eines heranwachsenden männlichen Teenagers solche Spiele findet. Überall. Weil sie diesen Blödsinn alle spielen. Alle, ich meine: wirklich alle. Ich weiß auch nicht warum, weil der Spielmodus immer der gleiche bleibt und ich ihn reichlich langweilig und bekloppt finde. Aber sie spielen das Zeug nunmal alle. Man sehe sich nur mal die Umsätze dieser Unternehmen an. Die verkaufen das nicht nur an fünf arme Irre da draußen! Dann ist es auch kaum verwunderlich, dass man sowas auch beim Amokläufer findet. Zu Schlussfolgern, dass es daran gelegen haben müsse, erscheint mir ebenso dumm, wie die Schlussfolgerung mit dem Frühstück. Oder “Zähneputzen”—oder jede andere beliebige Gewohnheit, die den meisten hier zu eigen ist.

Warum indes niemand das Wort “Schützenverein” in den Mund nimmt, will mir wirklich nicht richtig klar werden. Eine ursächliche Beziehung ist hier zwar auch nicht ohne weitere Nachforschung nachzuweisen, jedoch ist das Merkmal ein bei Weitem weniger verbreitetes, d.h. es ist spezifischer und das bedeutet auch, dass es Erklärungsstabiler ist als das Frühstück oder die Spiele.

Bitte, Herrschaften, zu Ende denken! Es hilft.

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Datum: Donnerstag, 12. März 2009 9:24
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2 Kommentare

  1. 1

    Ich möchte dir zustimmen und hinzufügen, dass es wie so oft wohl auch kein 1:1 Zusammenhang ist, sondern viele Faktoren zusammenspielen.

  2. 2

    Ich bin ganz deiner Meinung.

    Was mich immer wütend macht, wenn die Politiker sagen „Wir haben daraus gelernt“. Ich hatte mal gelernt dass man aus Fehlern lernen solle. Man sieht hier mal wieder deutlich, dass die Politik noch in den Kinderschuhen (spezifisch gesehen) steckt. Es ist doch immer das gleiche Szenario (meistens). Eine Person …….

    -ist unauffällig (zurückgezogen)
    -Hat Zugang zu Waffen
    -Spielet „soggenannte“ Killerspiele“

    Dies soll jetzt niemanden als Potenziellen Killer auszeichnen der in dieses Schema passt aber man kann die Vorfälle der Vergangenheit aufeinander legen und Vergleichen.

    Meiner Meinung nach sollten Lehrer ihren Klassenraum mal besser Analysieren. Die Deutsche Politik, falls man das so nennen darf, sollte nicht immer wieder den gleichen Grund, breit, in den Medien Darlegen. Ich glaube aber das man solche Grausamkeiten nicht zu 100% dezimieren kann, da man sicherlich nicht alles kontrollieren kann, oder etwa doch?

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