Dumm, naiv und gutgläubig

Die Katastrophenmeldung erreichte mich früh am vergangenen Tag, frisch auf den Wirtschaftsseiten der Süddeutschen: Die Jugend ist optimistisch. Also, bezüglich ihrer Zukunft. Und das liegt nur daran, dass sie dumm ist. Also vielleicht jetzt nicht wirklich dumm, aber halt überhaupt nicht ausgebildet. In Wirtschaftsfragen. Dann würden die sich nämlich alle erschießen—oder halt ihre Klassenkameraden. Das wäre allemal besser, würde es doch den Arbeitsmarkt entspannen. Aber weil sie nicht mal wissen was eine Inflationsrate ist, gehen sie grinsend in eine verdammte, verdammte, verdammte Zukunft. Das kann allerdings nicht toleriert werden. Daher ist es sinnvoll, genau an diesem Punkt anzusetzen.

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Das Fach Wirtschaft muss in die Schule, denn wir haben einen fachlichen Fleck entdeckt, wo wir die jungen heranwachsenden Menschen noch nicht völlig mit Pessimusmus und ordentlichem Leistungsdruck jedwelcher Perspektive und allem Interesse beraubt haben. Ich sehe ein, dass wir das nicht auf uns sitzen lassen können. Wenn die Jugend unsere allgemeine Niedergeschlagenheit nicht teilt. Es ist schließlich Krise. Da darf keiner Lachen. Altersversorgung ist auch so ein Thema, mit denen sich die 16-jährigen nicht hinreichend befasst haben. Einen gescheiten Rentenversicherungsvertrag ab dem 12. Lebensjahr, wer hat das schon? Gut, okay, wer sich wirklich auskennt, z.B. im Bezug zum Thema Inflationsrate (warum fällt mir das gerade ein) und im Bezug zu Vorhersagen, verzeihung, Longrange Planning and Forcasting, der wird hier schmunzeln. Aber darum geht es gar nicht so direkt. Es ist an der Zeit, dass die verstehen, dass sie nichts zu lachen haben werden. Und zwar, weil wir das alles vermasselt haben. Letzteres muss man ja nicht so laut äußern. Was aber gar nicht geht, ist dieser verwerfliche Optimismus “in Zeiten wie diesen”. Insofern ist die Idee, das Fach als Schulfach zu etablieren vielleicht doch gar nicht so blöd. Also jetzt nicht “Optimismus” sondern “Wirtschaft”. Das Gute ist: Die Jugendlichen sehen ja selbst ein, dass es so nicht weitergeht und melden selbst Bedürfnis an, in Sachen selbstauferlegter Dauerdepression ordentlich geschult zu werden. Prost.

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Datum: Mittwoch, 8. Juli 2009 10:48
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