Der ist nicht wie das Buch

Mal wieder über Rezensionen gestolpert. Der Film sei nicht wie das Buch und daher schlecht. Rezensenten erwarten allen Ernstes von einem 2-Stunden Film die gleichen tiefgreifenden Erlebnisse, die man mit 20 bis 30 Stunden Buch hat. Komprimiert auf 2 Stunden und transportiert in ein völlig anderes Medium. Kürzungen werden Filmen in der Regel vorgeworfen. Bitteschön, Rezensenten, lest doch Euren geschätzten Roman mal in 2 Stunden laut vor. Einfach so als Experiment. Ich wette Euer Vortrag ist schlechter als das Buch. Nehmt es als Einstieg in eine für Euch neue Überlegung: Die Inhalte zweier völlig unterschiedlicher Medien zu vergleichen ist irgendwie grundsätzlich blöde. Nur wer den Film eigentständig und von Grund auf bewertet, kommt vielleicht zu einem fairen Urteil. Bücher können als Vorlagen höchstens eine vage Inspirationsquelle für Filem sein. Darüber hinaus muss man im Film inbesondere im Hinblick auf vielfältige Innenansichten, interne Analysen, vieles operationalisieren. Wer keine Filme mag, soll sie nicht anschauen. Wer daraus jetzt lesen will, jeder Film sei gut, der irrt allerdings auch.

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Datum: Dienstag, 14. Juli 2009 8:43
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Ein Kommentar

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    Als weiterführende Lektüre zum Thema Rezeption von Text und Film sei empfohlen:

    Heine, Volker: Der Akt der Rezeption. Über die ästhetische Wirkung des Films als medialer Text.

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