Parallelwelten, Exkurs Festungen

Stein für Stein, oder: Stein auf Stein. So, wie die Barden es sangen, wie man ihnen später sogar einen Film kredenzte. Im Kinderlied hörte sich das weniger “schwäbisch” und darüber hinaus auch positiver an. Leider ist an erstem was dran. Eine liebe Freundin hat einmal gesagt, dass das Herz vernarbt. Ich setze mich mit der Frage auseinander, ob dieser Umstand ein notwendiges Risiko im Umgang mit den sich Link zueinander bewegenden Türen ist. “Gebrannter Ton wird rasch vom Staub befreit und Finger gleiten über alte Kerben” (Daniel Umber, 2005: Daneben).

Mauern und Steine haben so viele Farben. Sie leuchten, geben gar gelegentlich Nahrung und schüren tatsächlich Kreatives auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Gleichzeitig sind sie wie Rüstung. Mir ist nicht klar, ob wegen der Narben oder um weitere zu vermeiden. Ganz für mich allein scheinen sie mir zugleich Rückzugsorte und Gelegenheiten zum Spiegeln der immer breiter werdenden Skala. Ob nun die Arbeit im Refugium oder Erleben die Verstärkung verursacht, ist unklar. Kann vielleicht auch gar nicht geklärt werden. Die Option bleibt immer tröstlich, während sie aus sich selbst natürlich Unheilvolles oder zumindest Abgerücktes hervorbringen soll. Wohl ein wenig von beidem. Eine Mitte ist keineswegs golden. Entlang dessen ist der durchgesetzte Streich einer in Rage geratenen Sadistin kaum von etwas Überlegtem geführt—führt aber zu inspirierten Gedanken und vielleicht zu Überlegung, wenn schon nicht zu Überlegenheit. Alles in allem etwas, das die Link Hingabe zu Höhenflügen kann,—sollte man sich darauf einlassen. Das mit lautem Nachdruck vorausgesetzt.

 

Augensicht

 

Suchen gestaltet sich im Gegensatz zum Zwischennetz nicht allzu einfach. Zumindest ist es zeitaufwändig, wenn man den üblichen (für mich unaushaltbaren langweiligen) Karneval rund ums Thema nicht mag. Parallel zur Suche ist hinter Vorhängen die Festung entstanden. Darin lassen sich praktisch im Zeitraffer wundervolle Entscheidungen festhalten. Lauter vieldimensionale Bewegungen. Die Idee der Festung war, dass jederzeit alles möglich sein soll. Dem Ausdruck soll keine Beschränkung mehr auferlegt sein. Allein die Beschränkung durch eine Auswahl von Ideen bleibt. Alles andere kann darin fließen und die Türen nachahmen, die sich zueinander bewegen, oder ihre Bewegungen vorsichtig vorausahnen, was man irgendwie auch als Prognosen verstehen kann. Wenngleich diese mehr vom entstehenden Werk als vom handwerkenden Menschen getroffen werden. Soviel Bescheidenheit sei gefordert. Tatsächlich sind daraus ein paar sehr spannende Prognosen entstanden. Ohne zu zählen würde ich vermuten, dass ungefähr die Hälfte davon eintritt. Davon die meisten mit deutlicher Verzögerung, einige sofort. Einem System folgt all das nicht. Blankes, verlockendes Chaos. Für mein Verständnis ist die Vorstellung, all das hätte einen rein kompensatorischen Charakter, viel zu langweilig und schon allein deshalb nicht zutreffend, weil die Festung durchaus aufgesucht wird, um zu verursachen und wesentlich seltener als Mittel zur Reaktion auf Erlebtes. Aber das ist natürlich nur ein persönlicher Eindruck, wie so vieles.

Derartige Festungen sind offenbar nicht selten. Sie dienen jedoch weniger oft einem Prozess, sondern häufiger einem Status; oder gehen aus einem solchen hervor. Der, so muss ich zugeben, durchaus auch irgendwie in Sicherheit wiegen kann. Bei mir hält (hilft) so etwas nicht lange. Außerdem kann ich reinen Status vor allem bei mir selten länger als eine halbe Stunde lang ernst nehmen. Mir scheint es gerade, als sei dieser Aspekt weitgehend aufgedeckt und bedarf wenig weiterer Klärung. Der Rest verhält sich eben individuell. Sagen wir einfach: Das ist im Prinzip auch das Gute daran, auch wenn stärker (aggressiv) geförderte Formen mich abschrecken oder noch öfter zum Schmunzeln bringen. Weil sie wie Schreckgespenste aussehen können.

Die Festungen helfen bei so ziemlich allem. Mit großer Sicherheit sogar bei der Suche in den Paralellwelten. Und sie können natürlich eingenommen/gestürmt werden, wie alle Festungen—wenn es jemand darauf anlegt.

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Datum: Sonntag, 10. Dezember 2006 14:54
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