Eine Ära geht zu Ende

Heute, endgültig. Ganz heimlich, leise, während viele nichtsahnend sich der Sonne hingaben. Zum Glück war es eine Schöne, die Letzte. Nicht insgesamt, es war auch gar nicht meine. Die ist lange her. Dennoch ging sie ans Herz. Sehr sogar und  der KoNtExT war erst danach so richtig deutlich und klar. Ich werde pathetisch. Das mag ich sonst nicht. Ich werde nostalgisch. Das mag ich eigentlich noch viel weniger. Traurig auch. Denn sind die Gebäude auch die Gleichen, die Hallen noch in ähnlich weiches Licht getaucht, so ist doch alles anders. So, als habe ich irgendwo lange gewohnt und kehre nach Jahren wieder zurück. Natürlich verändert der Nachmieter alles. Manches vielleicht sogar zum Guten, wer vermag es endgültig zu beurteilen. Aber ich werde mich da nicht mehr auf die gleiche Art zu Hause fühlen. Jetzt, wo er nicht mehr da ist. Der mit dem spitzen Hut. Den Hut, den nicht mal der Kostümverleih noch in originaler Nachempfindung wirklich auftreiben kann. Die vertrauten Situationen, die vielen lachenden Momente, die wiederkehrenden Ärgernisse und wie wir uns damit arrangierten. Manchmal scheint’s fast wie ein Sieg der Bürokraten, und mag man auch versuchen und das Lächeln und die fragenden Gesichter des Nachmieters erkennen, zu schätzen, mehr noch, ja, fast zu lieben lernen. Ein stilles Echo, lautlos fast, und fühlt sich kalt an. So nah.

In Reflexion und Belesenheit hat Simone Pflaum eine sehr schöne Prüfung bestanden und uns gleichermaßen einen Rückblick geschenkt. Eine Prüfung, die in mehrfacher Hinsicht besonders war: Sie ist die letzte angehende Magistra meines so geliebten Fachs in Freiburg. Dank Dir, dank Euch, Ihr verrückten Freigeister und Wahrer der komplexen Ideen. Es war eine schöne Zeit mit Euch. Ich werde mich mit einem Lachen an die schöne Zeit erinnern, wenn ich Euch hier und da begegne.

Indes flattern die behavioralen Belege externaler Motivierung, die Prüfungslisten und Anwesenheitslisten, die Abrechnungen und schnellen Kassen der neuen Zeit rings und quer über meinen Schreibtisch, gleich doppelt ähnlich einem Sieg der Bürokraten, deren verdrehte Revolution kaum aufzuhalten scheint. Ware, Trademark, Ressource, Humankapital. Ich verspreche, ich versuche trotzdem mein Bestes in der Hoffnung es möge genug sein. Denn der Ort, Ihr lieben, verträumten Magister, er ist immer noch magisch. Auch wenn dies nun tiefer als früher vergraben liegt und die Anstrengungen mehr werden.

Morgen fahre ich nach Jena zu einem zweiten Teil eines Blockseminars, eigentlich über Simulation und Planspiele. Dort sitzen zwei handvoll angehende Magister und begegnen mir in im Grunde technologischen Diskussionen mit spontan eingeworfenen Zitaten von Eugen Fink. Man sehe die doppelte Ironie darin und möge sich schelmisch freuen.

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Datum: Mittwoch, 23. Juni 2010 22:18
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