Kleine Geschenke, groß

Zurückspulen ist im Zeitalter der virtuellen Tapesimulation und der in Vergessenheit geratenen Mixtapes schwierig geworden. Wir sind ein Feed-Forward-Netz geworden, nachdem die KI das ja alles gar nicht erfüllen konnte. Hab wir’s also gemacht, auch gut. Das “Anfahren” von Inhalt ist eine Frage von Millisekunden, sein Verständnis nicht, und die Verfügbarkeit will so manch ganz arg früher mal vielleicht redlich werdenden Menschen einigermaßen aus der Bahn (Spur?) geworfen haben. Magnetismus (Anziehung?) ist out. Optik ist in. Außer in Massenspeichern. Also eigentlich doch wieder Magnetismus. Aber Masse will ja keiner, sondern Klasse. Tja, Marx, das hätteste beim besten Willen nicht gedacht, wa? Mikro-Clicks und Impulsantworten emulieren Wirklichkeit, wirklicher als sie je hatte sein wollen, sollen, dürfen. Nixda, aber schnell nun: Raus aus der Jammerecke—Jammern ist nicht Jammen, nur manchmal, sonst ist’s ein Minimalpaar. Ich dachte, ich könnte mir den neuen Jim Jarmusch-Film angucken, vor der heimischen Waschmaschine, wie früher auch schon und in voller Länge. Aber leider bringen die neuen Eco-Color-Programme so viel Farbe mit ins Spiel, dass mir vor Aufregung glatt speiübel wurde. Was ist eigentlich aus der guten alten Lageweile (Ödizität) geworden? Dafür ist das Adrenalin zwingend bindend fokus-
skopus-erzeugend (FSE-Prinzip, merke man sich!). Der neuseeländische Peter hat das so gut gekonnt, dass auch darin etwas Langeweile lag. Natürlich gerade eben so nicht genug. Begeisterung ist da long-gone (silver?) und mir schwebt ein Katz- und Mausspiel der netzwerkgeächteten Soziallooser vor. Und Mitte 2011 wähnte ich mich, dumm wie ich mal wieder war, glatt noch als Gewinner von Web 8.0. Das stimmt gar nicht. Ich bin ein Holzfäller (wenn das Mammut Glück hat), ein Mammutjäger bestenfalls (wenn ich Glück habe). Ich war’s die ganze Zeit. Bemerken ist auch bald halbwegs eintönig geworden. Schön, wieder was Neues. Am besten nichts neues.

Ich weiß zu wundern (mich nimmt Wunder, alemannisch, wie schön), ein Lachen habe ich geschenkt bekommen, wiederholt. Ein ganz kostbares, seltenes. Gleich zusammen mit anderen (keine Angst: legalen) Substanzen, die ein paar Endorphine anregen. Wie die Kostbarkeiten über die Zeit immer kostbarer und ihre Erwartung immer seltener wird, ein ganz entzückender Mechanismus, fürwahr. Im ersten Satz habe ich ein “Habe Ich” eingefügt, weil sonst dieser Satz kein Verb. Obschon lyrisch flüssiger. Manchmal muss man ja mit Sprache umgehen. Hilft nichts.

Bleibt mir gerade noch die Frage, die ich aus dem Kopf bekommen will. Die reicht immerhin für ne Sekunde Spaß (oder zwei) zum Abschluss: Warum zählen gerade qualitative Forscher/innen so besonders gerne die Anzahl der Publikationen?

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Datum: Montag, 17. Dezember 2012 18:39
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