Pans Labyrinth

Link Pans Labyrinth ist ein Film. Er handelt von einer vermeindlich kindlichen Welt. Eigentlich handelt er von einer reifen Welt. Diese trifft auf eine entschiedene, auf eine grausame Welt. Also ist er im ursprünglichen Sinne ein Märchen, und daher nichts für Kinder. Der Film zeichnet ein ganz persönliches Gesicht des Faschismus. In gleichem Moment zeigt er häusliche Gewalt. Er spart große Konstrukte, wie den Krieg als solchen aus, weil diese vernebeln würden. Es ist ein grausamer, ein sehr grausamer Film. Und er zeigt, wie unbändig schön es ist, in Anbetracht dieser Grausamkeit den Fußstapfen der jungen Ofelia zu folgen. Sie hat sich die Märchen bewahrt. Die singen noch in ihr, rufen sie. Der Film ist ein eindrucksvolles Denkmal um den Verlust dieser andauernden Musik. Er zeigt, wie die Fantasiewelt in die reale hineinreicht, Ethik begründet. (Fast) ganz an einer ideologischen Moral vorbei. Er wettert nicht gegen den Eskapismus, noch beschönigt er ihn. Der Film zeigt uns natürlich auch, welchen Brücken die kindliche Psychologie in der Lage ist zu schlagen. Aber das steht nicht im Zentrum. Er zeigt uns vielmehr, dass (!) wir dieser Fantasie folgen; aus den gleichen Gründen—und dass uns die Aufmerksamkeit des Verstandes dabei weder im Weg ist, noch dass diese vernebelt wird. Der Film schafft es darüber hinaus noch eine tiefe Parabel sexueller Reifung zu zeichnen. Der Film ist aber auch ein politischer Film. Er bleibt als solcher übertragbar, weil er die Ideologien nur auf das notwendigste beschränkt zeigt. Gleichzeitig ist er Vergangenheitsbewältigung. Er klagt auch an. All’ jene, die alles tun um zu gehorchen. Er ist darüber hinaus aktuell, verurteilt die alten-neuen Methoden des Krieges, darunter die Folter ganz explizit. Er zeigt jene Phrasen, die wir alle jüngst wieder gehört haben. Aber er zeigt auch Auswege. Auf virtuose Weise lässt er uns am Ende selbst entscheiden, in welche Welt wir folgen möchten. Er lässt die Entscheidung wirklich frei. Mit sehr geringem Budget ist hier gerade auch handwerklich ein unglaubliches Meisterwerk entstanden. Viele Namen wären zu nennen. Sie lassen sich leicht recherchieren. Ivana Baquero spielt die Ofelia mit herausragend seltener Gabe. Der Film ist ein bleibendes Geschenk.

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Datum: Montag, 12. März 2007 3:02
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Ein Kommentar

  1. 1

    Es ist interessant, mich dabei zu ertappen, wie ich die Welt Ofelias als die für mich gültige akzeptiere – unabhängig der Fakten der “historischen Realität”. Hat konstruierte Welt weniger Gültigkeit oder stellt sich hier eher die Frage, wo die Konstruktion anfängt und wo diese besser keinen Anker in die Vorstellungswelt gefunden hätte? Mir gefällt die Idee, den Gedanken in die Richtung weiter zu führen, ob nicht besser die Welt außerhalb des Labyrinths neu hätte geformt werden sollen. Realität als Entscheidung, als Ausdruck des freien Willens und Wollens.

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