Beitrags-Archiv für die Kategory 'Staunen und Zweifeln'

Kleine Geschenke, groß

Montag, 17. Dezember 2012 18:39

Zurückspulen ist im Zeitalter der virtuellen Tapesimulation und der in Vergessenheit geratenen Mixtapes schwierig geworden. Wir sind ein Feed-Forward-Netz geworden, nachdem die KI das ja alles gar nicht erfüllen konnte. Hab wir’s also gemacht, auch gut. Das “Anfahren” von Inhalt ist eine Frage von Millisekunden, sein Verständnis nicht, und die Verfügbarkeit will so manch ganz arg früher mal vielleicht redlich werdenden Menschen einigermaßen aus der Bahn (Spur?) geworfen haben. Magnetismus (Anziehung?) ist out. Optik ist in. Außer in Massenspeichern. Also eigentlich doch wieder Magnetismus. Aber Masse will ja keiner, sondern Klasse. Tja, Marx, das hätteste beim besten Willen nicht gedacht, wa? Mikro-Clicks und Impulsantworten emulieren Wirklichkeit, wirklicher als sie je hatte sein wollen, sollen, dürfen. Nixda, aber schnell nun: Raus aus der Jammerecke—Jammern ist nicht Jammen, nur manchmal, sonst ist’s ein Minimalpaar. Ich dachte, ich könnte mir den neuen Jim Jarmusch-Film angucken, vor der heimischen Waschmaschine, wie früher auch schon und in voller Länge. Aber leider bringen die neuen Eco-Color-Programme so viel Farbe mit ins Spiel, dass mir vor Aufregung glatt speiübel wurde. Was ist eigentlich aus der guten alten Lageweile (Ödizität) geworden? Dafür ist das Adrenalin zwingend bindend fokus-
skopus-erzeugend (FSE-Prinzip, merke man sich!). Der neuseeländische Peter hat das so gut gekonnt, dass auch darin etwas Langeweile lag. Natürlich gerade eben so nicht genug. Begeisterung ist da long-gone (silver?) und mir schwebt ein Katz- und Mausspiel der netzwerkgeächteten Soziallooser vor. Und Mitte 2011 wähnte ich mich, dumm wie ich mal wieder war, glatt noch als Gewinner von Web 8.0. Das stimmt gar nicht. Ich bin ein Holzfäller (wenn das Mammut Glück hat), ein Mammutjäger bestenfalls (wenn ich Glück habe). Ich war’s die ganze Zeit. Bemerken ist auch bald halbwegs eintönig geworden. Schön, wieder was Neues. Am besten nichts neues.

Ich weiß zu wundern (mich nimmt Wunder, alemannisch, wie schön), ein Lachen habe ich geschenkt bekommen, wiederholt. Ein ganz kostbares, seltenes. Gleich zusammen mit anderen (keine Angst: legalen) Substanzen, die ein paar Endorphine anregen. Wie die Kostbarkeiten über die Zeit immer kostbarer und ihre Erwartung immer seltener wird, ein ganz entzückender Mechanismus, fürwahr. Im ersten Satz habe ich ein “Habe Ich” eingefügt, weil sonst dieser Satz kein Verb. Obschon lyrisch flüssiger. Manchmal muss man ja mit Sprache umgehen. Hilft nichts.

Bleibt mir gerade noch die Frage, die ich aus dem Kopf bekommen will. Die reicht immerhin für ne Sekunde Spaß (oder zwei) zum Abschluss: Warum zählen gerade qualitative Forscher/innen so besonders gerne die Anzahl der Publikationen?

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Der grüne Kreis ist keiner

Sonntag, 29. Juli 2012 10:32

Habe ich mich jüngst in einem bildphilosophischen Moment dran erinnert.

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Notwendigkeiten der Sehnsucht

Donnerstag, 12. Juli 2012 23:49

Manchmal bekommt man einen Anruf, der das ganze Leben verändert. Verzeiht mir, Freunde, es wird im Vagen bleiben, denn dieser Anruf kam natürlich nicht. Aber als ich gestern am Spätnachmittag die Augen schloss, war es fast als vernahm ich dieses flirrende Vibrieren, gepaart mit einem dieser Standardklingeltöne, die weder tönen noch klingeln. Und am anderen Ende tauchte eine wohlbekannte Stimme auf, unwahrscheinlich schön, und gleichmäßig, tief und bestimmt, reich an erfahrenem Klang und sicher gelenkter Güte und erreichte in wenigen Worten wozu wenige Wochen früher noch ganze Chöre und Orchester beschäftigt werden mussten. Hier findet eine Verdichtung auf das Wesen des wesentlichen Wesens statt, gestattete einen Einblick in die Untiefen des glückbeseelten Schicksals. Als wäre der lange, weite Fall längst in unerkannte Ferne gerückt. Und in einer Sekunde der Träumerei, wenn es denn überhaupt eine war, gelang es mir die Zeit anzuhalten. Ihr müsst wissen, dass die Zeit anzuhalten bedeutet, dass das Universum frei gestaltet werden kann. Ursache und Wirkung werden umgedreht oder auch nicht und der Wille bricht wie ein mächtiger Zauber durch die Wellen der Wahrscheinlichkeit während das Wollen an keinen Unwägbarkeiten mehr klebt. Solche Momente sind selten und kostbar und sie dauern—weil die Zeit wirklich steht, eine ehrliche, also eine tatsächliche, Ewigkeit. Und dann liegen die Farben vor mir, alle Fragen sind beantwortet und auch keine neuen entstehen aus den dunklen Untiefen der Unsicherheit. Und damit begann ich alsdann. Einatmen ist Ausatmen.

Die Welt, wie sie hier entsteht ist nicht in jeder Hinsicht fair, sie ist nichtmal vollkommen. Vielmehr ist sie in allem Glück einsam in sich geschlossen. Auch das ist eine Folge, wenn man die Zeit anhält. Es bewegt sich dann ja nicht mehr wirklich etwas—mit Ausnahme der Dinge, die man mit der Kraft der Gedanken jenseits aller physikalischer Beschränkungen in fast beliebiger Geschwindigkeit durch Raum und Zeit wandern lassen kann. Diese sind auch dann noch beweglich. Das liegt daran, dass sie nicht relativ sind, sondern absolut. Natürlich ist ihre Absolutheit nur in der Abwesenheit der Zeit erkennbar, da diese Ansonsten die Funktion des Organischen ansetzt und alle Reinheit sofort hinwegfrisst. Und das ist ebenfalls ein bewundernswert schöner Aspekt der Zeit. Allein, wenn sie ohne Veränderung ist, auf einen unrealistischen Punkt ihrer für uns so verkümmerten Dimension verdichtet, dann lässt sie uns manchmal (!) eine Idee schauen, die ohne diese Konzentration nicht existieren kann. Also immer. In der Dichte der Zeit wird nämlich Manchmal, sogar jedes Seltenst, ein Immer—und das sogar immer wieder. Was eintreten kann, tritt ein. Und damit wird auch die ganze Abwesenheit der Zeit gleichzeitig ihre ganze Existenz. Das ist nur ein Widerspruch solange (!) sie sich teilweise zeigt, d.h. in ihrer Dimension.

Vielleicht ist die Zeit gequantelt. Das widerspricht aber aufs kräftigste den bisherigen Ausführungen hier.

Dass eine Stimme das verursachen kann, ist ohne Zweifel. Wie sie es kann, ist unbegreiflich. Wie sie es kann, ohne wirklich je da zu sein, ist nicht ganz so unbegreiflich, aber auch ein wenig. Unbegreiflichkeiten werden tapfer bestaunt. Bis zu einem Moment, in dem wieder alle Fragen klar sind. Der schwebt irgendwo bereits zwischen den Notwendigkeiten der Sehnsucht.

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Wer sich noch fragt

Freitag, 11. Mai 2012 18:53

Für alle, die sich noch fragen.

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Polygonbrechung des gewählten Unglücks

Dienstag, 1. Mai 2012 9:52

Durch Polygonbrechung aufgeladene Projektionen leuchten mit vielfältiger Gewalt auf den Pfad, den man zu finden hofft. Denkt und verspricht, bricht und verkennt. Richtungsbündel neu geschnürt und frisch verpackt. Ausziehen, das Fürchten zu lernen. Einziehen, das Fürchten zu verlernen. Direkt empfundene, unmittelbare Brutalität ist der Ausgang für die Zersetzung der Träume, die im Graugemisch ferner und gleichsam unrealistischer werden. Träumer sind zu bedauern, weil sie sich dem Kompromiss nicht ergeben haben. All die Relativisten sind zu bedauern, weil sie keine Träume mehr haben können. Und Ideologen, nunja, die haben den Traum eines anderen, der diesen in ein transportables Ideengeflecht gewoben hat, damit er sich selbst dem Risiko nicht mehr hingeben muss, ihn selbst zu träumen. Da ist man versucht, das Mitleid wieder heraus zu kramen im Rückgriff auf die gebrechlichen Herren Philosophen (Big K., Schopi, usw). Das Muster schon hundertmal gesehen und das Unglück, das selbst gehäkelte unter dem Schein zu matter und zu greller Glühbirnen. Viele Birnen sind nötig. Genau hinsehen und einen Fehler zu erkennen, der in seiner fehlenden Kontinuität selbst ein Fehler des Kontinuierlichen sein könnte, ist selbst ein Fehler. Weil man es ja nicht weiß. Weil ja nichts sicher ist. Weil sich nichts ergibt. Auf diesem Weg ergibt es sich leicht, den Dingen ihren Lauf zu geben, die einen bewegen auf dass die geringere Bewegung den Traum vom durchbrochenen Stillstand wieder bringe. Denn nichts ist konstanter als der unerfüllte Traum. Somit wird der Polygonbrechung als komplexe Prismenspiegelung mit dem Erlebten in den Prozessen des Seins verkanteter Erwartungen eine wägende Unberechenbarkeit zuteil. Auf die Gefahr eines Glücks, nahe am Schmerz, mitten im Wahnsinn, ist es leichter schmerzlos ohne Glück zu sein. Als erforderte Glück das Leiden—wenngleich ich die kulturellen Kontexte dieses Ausdrucks natürlich einordnen kann. So bleibt blanker Zufall für die Stabilisierung der Unruhe. Leben ist jedoch Unruhe, Chaos, wild, ungestüm, klangvoll. Lebendig. Da ist es eigentlich einfach, eine Tautologie, die Sorge stets dem gewählten Quasi-Tod vorzuziehen.

Und wer’s nie gekonnt, der stehle weinend sich aus diesem Bund.

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Genussversprechen, ein Paradox

Dienstag, 28. Februar 2012 8:39

Einem Genuss willentlich zu entrinnen erfordert die dümmste Seite eines intelligenten Verstands.

Sich einem Genuss willentlich hinzugeben erfordert die intelligenteste Seite eines dummen Verstands.

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Das Prinzip des Nicht-Gewussten

Mittwoch, 15. Februar 2012 19:09

Inmitten der Re-analysen, Strukturfunktionen, Deiktika bisweilen, aufgeschlüsselt in temporale, lokale, weitergeführt. Sitze, schreibe, Stromflusseinwärts, nicht selten Flow. Flow muss gut sein, so stellt man sich vor, wenn man gerade nicht drin steckt. Völlig störungs- und ablenkungsfreies Aufgehen in einer Tätigkeit. Flow ist häufig da, ich brauch das, werd’ noch süchtig am Ende. Flow ist ein Vampir. Vermutlich fast so ein brutaler, wie die Prokrastination. Up and down. Up and up. Down and… wenigtens das sparen wir uns lieber mal. Vergleichweise unvergleichbar. Sehe immer mehr Schwächen. Der Assoziationsapparat entfaltet seine menschenmögliche Gewalt über all das Nicht-Gewusste.

Das Prinzip des Nicht-Gewussten ist einfach. Ein Narr, Verzeihung, ein Trottel, wer den Spruch “ich weiß, dass ich nichts weiß” für einen Ausspruch der Bescheidenheit hält (ein Ausdruck ist er ohnehin allemal nicht).

Weiß ich nichts. Weiß ich alles. Denn das, was ich potentiell wissen könnte ist gering.

Weiß ich etwas mehr, entfächert sich wie eine Aktivierung ohne mögliche Ausbreitung, all das Neue, das nicht bekannt ist. Es ist wie in einem Raum zu sitzen. Wenn das alles ist, was ich je gesehen habe, dann kenne ich die ganze Welt. Sobald ich den Garten betrete, erkenne ich, dass es Dinge gibt, die ich bisher nicht gesehen habe. Oder erst den Weg neben dem Haus? Die Stadt? Das Wohnzimmer des Nachbarn? Einen Rave? Ein Concerto Grosso? Ein Kammerstück, halb versteckt und dafür mit hoch musikalisch vorgebildetem Publikum, die den Aufführenden einen technischen nicht aber einen Verständnispatzer verzeihen? Das nächte Tool, um mein Leben noch effizienter zu gestalten?

Weiß ich etwas mehr, steigt die Zahl der Dinge, die ich bewusst noch nicht wissen kann um weitere Knoten.

Und sobald ich einen davon aufdecke, ergeben sich fünf oder zehn oder zwanzig neue, von denen ich widerum nichts weiß. Ich werde nicht auf eine Art und Weise glücklich. Vermutlich auf hunderte. Es macht keinen Sinn, einer Weise davon ideell den Vorzug zu geben.

Es sei denn, das entspannt mein Leben. Das geschieht aber nur so lange, wie diese Weise mich glücklich macht. Warum bin ich also ein glücklicher Mensch? Weil ich offen geblieben bin? Oder trotz der Offenheit? Kann mir keiner sagen. Ich mir schon gleich dreimal nicht. Dreimal. Das klingt wenig. Die alte Schachmetapher mit den Samenkörnern, den Feldern und dem König. Die Parabel.

Wie winzig ist doch all das Exponentielle:

Die Welt rückt nicht näher zusammen. Sie rückt, wie das Universum auch, auseinander. Weil mehr zugänglich wird. Die Anzahl gleichzeitig verarbeitbarer Ereignisse muss exponentiell wachsen, wenn die Inputkanäle linear mehr Material liefern. Welche Evolution kann da mithalten? Ein ganz normaler Siebtklässler muss heute mal eben zwischen der Deutsch- und Geschichtsstunde etwas verstehen, wofür man vor 100 Jahren noch den Nobelpreis erhielt.

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