Beitrags-Archiv für die Kategory 'Staunen und Zweifeln'

Objektiver Kontrollfetisch der Olive

Samstag, 14. August 2010 20:06

Mag sein, es klänge nach Spott. Vierfelder, vierblättrig, kleb-tattrig. Es geht doch nichts über ein Vier-Felder-Schema. Ungelenkes Gelände auf einem Tisch so glatt, wie die Olive.

Dieses Schema hier ist anders. Welches ist die Kontrollgruppe? Gibt’s am Ende drei davon? Oder nur eine? Und welche Kontrolle wird eine Olive-M’olive wohl auslösen? Habe raten müssen, aber mit Niveau. Mein Kollege hat das gleiche geraten. Jetzt sind wir objektiv. Nunc geht’s an’s Weiterdenken. Ach herrje.

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Veränderungen im fünften Stock

Dienstag, 10. August 2010 14:11

Es wird etwas verändert im fünften Stock. Ich höre eindeutig Werkzeug, Hämmer vor allem. Niemand sonst scheint es zu bemerken. Genau genommen lassen es sich alle nicht anmerken. Der Seiler lässt mich rufen, in den dritten Stock. Selbstverständlich folge ich dem Ruf. Ich soll zum ersten Mal beim Knüpfen helfen. Das ist für mich eine große Ehre, sind meine Hände doch immer noch so ungeschickt an den frischen Seilen. Bei ihm angekommen, erzählt er mir Belanglosigkeiten, ineressiert sich nicht sonderlich für das Geknüpfte. Das ist eine Ablenkungstaktik. Aber es ist unhöflich, den Seiler zu unterbrechen. Also höre ich zu und knüpfe. Besonders die Knoten gelingen mir heute nicht, und den Seiler interessiert das nicht wie ihn das sonst interessieren würde. Üblicherweise regt er sich ziemlich auf. Auch er reagiert nicht auf die Veränderungen im dritten Stock. Ich knüpfe eine halbe Ewigkeit bis meine Hände schmerzen. Das Handwerk ist mir noch merklich neu. An die dreißig Seile gelingen mir trotz meiner Tollpatschigkeit. Der Seiler nimmt sie auf, begutachtet sie wohlwollend, sieht mich an und sagt: “Das hat der Peter gut hinbekommen, wir müssen stolz auf ihn sein”. Ich will entgegnen, dass ich doch derjenige war, der, zugegebenermaßen mit reichlich Ungeschick bei den restlichen Versuchen, diese Seile geknüpft habe. Ganz allein und vor seinen Augen. Doch man widerspricht dem Seiler nicht. Schon gar nicht im Seilerhaus. Und kurz darauf schlendert Peter vorbei. Freut sich, lacht, zeigt auf seine Seile, guckt den Seiler an. “Hab’ ich diesmal doch wieder gut hinbekommen. Man stell’ sich das vor, fast hätte Marie diese Seile für ihre eigenen ausgegeben. Das nervt jedes Mal.” Ich weiß nicht so recht, ob das geplant war oder einfach nur zufällig die ganze Szene völlig falsch abgebogen ist. Ich lache, fast sogar laut, und sehe zu, wie Peter meine Seile auf dem Rücken wegträgt. Auch der Seiler erhebt sich von seinem großen Stuhl und geht durch eine der zahlreichen Türen aus dem großen Raum. Das Werkeln im fünften Stock hat inzwischen aufgehört. Es ist wohl nicht fertig, sie werden morgen weiter werkeln. Warum ich nicht hoch darf, erfahre ich nicht. Ich gehe in den ersten Stock, sehe ein paar Neuankömmlinge. Sie blicken ehrfürchtig zum kleinen Portrait des Seilers hoch, das jemand ohne das Wissen und die Zustimmung des Seilers dort aufgehängt hatte. Sie haben ihr Bündel dabei. Auf in den dritten Stock. Ich beschließe ein paar von ihnen zusammen zu trommeln und ihnen eine Geschichte aus dem Seilerhaus zu erzählen. Sie blicken erstaunt und etwas verwirrt. Manche wollen lieber gleich loslegen. Mit den Seilen oder auch mit dem quälen oder gequält werden. Nicht alle, die hier sind, sind so. Aber doch überraschend viele. Zwei bleiben bei mir und verwöhnen mich mit einem Bad in Rote Beete Milchschaum. Die Säure des Safts dringt unter meine Haut, kippt leicht über die Schmerzgrenze. Das Bad und die Begleitung sind jedoch zu angenehm, um jetzt aufzuhören. Ganz hingeben kann ich mich nicht. Ich runzle die Stirn, und meine Gedanken verfangen sich wieder im Fünften. Da habe ich schonmal Flaschen gestapelt, eine ganze Mauer. Mir scheint, dass dort oben keine Flaschen mehr gestapelt werden. Etwas ganz anderes wird installiert. Säure unter der Haut. Ich blicke in tiefschwarze Augen und ein berechnetes Lächeln. Es ist sehr gut berechnet, denn es trifft trotz, dass mir die Fassade auffällt. Nun lasse ich mich doch ein wenig fallen.

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An der Decke laufen

Mittwoch, 4. August 2010 15:56

Es ist gerade eben etwas ruhiger geworden im Seilerhaus. Viele Menschen sind rausgegangen am Tag. Sie werden wieder kommen. An den Wettbewerb—und insbesondere an diese absurden Würstchen—erinnere ich mich nun kaum noch. Andere Eindrücke haben sich verstärkt. Soeben bin ich im vierten Stock angekommen. Dort helfe ich dem Seiler all die Seile an der Decke zu befestigen. Er macht dies ganz kunstvoll, als eine interaktive Installation. Sobald wir fertig sind, kann man an der Decke laufen. Die Seile halten einen fest. Trotz der Schritte, die sich immer wieder aus den Ankern lösen, die so gar nicht wie Fesseln wirken wollen. Ich bin der Erste, der die Installation ausprobieren darf. Ich schwinge mich, wie einst an den Ringen, zum Handstand empor und lasse die Installation meine Füße greifen. Das Blut schießt mir in den Kopf. Das hilft mir nicht gerade bei der Orientierung. Die Schritte sind noch etwas ungelenk. Es ist seltsam, an der Decke zu laufen. Die Seile halten, und der Seiler sieht bärtig zu mir herauf und nickt wohlwollend. Ich erkunde den bekannten Raum, der ansonsten leer ist. Altes Holzparkett, das viel zu wenig gepflegt wurde und zu oft den Essenz-Attacken des Hauses ausgeliefert war, steht mir als Boden entgegen, der mal eben zur Decke wurde. Es ist wie die Treppen voll mit den Resten vom Käse, der die Seile schmiert. Der Seiler selbst hat mal wieder ganze Arbeit geleistet. Ich falle nicht und doch kann ich mich frei bewegen. Das Gefühl der Seile um die Füße und Waden ist etwas seltsam. Auch weiß ich nicht, wie ich da eigentlich genau festgehalten werde, d.h. warum die Seile genau halten. All das ist Teil dieser seltsamen Installation. Schon allein aus dem Abenteuer heraus werden es die Besucher später lieben, sich ein wenig hängen lassen und einen ganz anderen Perspektivenwechsel erleben. Ich merke, dass die kunstvoll gestaltete Installation selbst bei diesem Erlebnis (leider) fast nebensächlich wird. Das Handwerk lässt mich hängen und die Form und Ausgestaltung sehe ich genau genommen nur, wenn ich aus den Rahmen der Installation selbst wieder austrete. Dieser Umstand an sich ist faszinierend: Ich kann es nur verstehen, indem ich es gerade nicht erlebe. Und anderes herum. Lange halte ich das nicht durch. Mir fehlt das Training, so lange das Blut im Kopf zu ertragen. Yogi müsste man jetzt sein, denke ich, dann hätte man alle Zeit der Welt hier oben, unten, dort eben. Als ich es will, gleite ich an einem schräg hängenden Seil nach unten. Der Seiler ist längst weg und widmet sich anderen Vorhaben. Ich bleibe noch ein wenig in dem Raum. Das ist meine einzige Chance, diesen Ort so ganz für mich allein zu haben, und das genieße ich noch für ein paar schöne Augenblicke.

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Seilerhaus

Montag, 2. August 2010 16:47

Es wird einen Wettbewerb geben im alten Seilerhaus. Wo die Seiler sind, kann ich nicht feststellen. Warum es das Seilerhaus noch gibt, weiß ich auch nicht. Es ist eine Reihe differenziertes Völkchen anwesend und die Luft sieht milchig, gelblich aus. Ich höre dunkle, dumpfe, schwere Klänge. Halb wie Maschinen dröhnen sie, aber sie gehören auch zur Umgebungsmusik. Jede Umgebung hat eine Musik. Ein paar der Anwesenden machen sich mit allerlei bedrohlich aussehendem Gerät auf den Weg in ein Zimmer auf eine SM-Party. Ich folge ihnen nicht, neugierig wäre ich fast gewesen. Das Haus hat fünf verwinkelte, alte Stockwerke. Ich sehe Freunde von ihr, sie selbst ist gerade nicht da. Die Freunde sind seltsame Geister, gefangen zwischen allerlei seltsamen Ideen und Projekten, Handgreiflichkeiten auch. Und sie verachten mich irgendwie während ich das Gefühl habe, sie könnten vielleicht Recht damit haben. Es liegt insgesamt hinreichend Aggression in der Luft. Aus einem Zimmer höre ich ein paar recht verzweifelte Schreie. Ob die einst wussten, worauf sie sich einließen?

Der Wettbewerb beginnt. Es ist ein Wettrennen, und es geht um die Wurst. Im wörtlichen Sinne. Es geht genau genommen darum, welche der beiden Gruppierungen am nahenden Tag auf der Leichathletik-Strecke die Würstchen verkaufen muss. Vierhundert Meter Hürden, nicht mein Ding. Ein Würstchen wird 301 Rupien kosten. Warum wir in Freiburg plötzlich in dieser entfernten Währung bezahlen, weiß ich nicht. Da das Würstchen 2 Euro im Einkauf kostet, sieht das nach einem klaren Verlust aus. Das Würstchen ist aber subventioniert. Um nun zu entscheiden, wer verkaufen muss, wird es ebenfalls einen Wettbewerb geben. Und wie es der Zufall will, muss ich einspringe, für Kalle, der kam nicht.

Mir hängen links und rechts zwei schwere Maissäcke von den Schultern. Die muss ich von ganz unten nach ganz oben schleppen. Die sportliche Dame lacht schon als sie mich damit ausstattet. Ich schleppe mich und die Säcke in den Fünften. Die Treppen sind feucht und glitschig. Das kommt von den Überresten des Käses, den man braucht um die Seile zu schmieren. Überall ist dieser Käse. Er ist aus dem Holz nicht mehr herauszubekommen. Oben angekommen, werde ich endlich diese schweren Säcke los. Nun muss ich Flaschen stapeln. Immer eine Weinflasche neben eine Sirupflasche. Eine ganze Mauer muss ich bauen, weil das bei den Seilern so Tradition ist heute. Unter dem Dach ist es heiß. Dann muss ich die alten Holzspäne noch in den Keller bringen. Das fällt mir am leichtesten—weil sie trocken sind, sind sie auch leicht—und mich packt ein wenig der Mut, als ich leichtfüßig die Treppen heruntergleite. Und ich war gar nicht so schlecht. Aber es hat nicht gereicht. 3 Minuten und 39 Sekunden. Das war meine Zeit. Meine schlanke Gegnerin hat es in 3 Minuten und 36 Sekunden geschafft. Das seien 3 Sekunden zu ihren Gunsten, rechnet sie mir vor. Ohne einen Ausdruck der Freude, aber irgendwie siegessicher. Als sei’s vorherbestimmt. Und sie hat mit ihrer Arithmetik auf jeden Fall recht.

Ich gehe in den dritten Stock, weil da eine Art Gemeinschaftsraum ist und sehe, dass die genannte Party eine Pause macht. Ein Drittel der sichtbar anwesenden sieht in jeder Hinsicht ziemlich gebeutelt aus. Die Anderen grinsen und trinken etwas. Hinter den Augen offenbar schon die Pläne für weitere kunstvolle Grausamkeiten. Bald verschwinden sie alle wieder: Wir haben ja jetzt alle die Trophäen gesehen. Ich weiß nicht, ob ich mich vorbereiten muss für den Verkauf in ein paar wenigen Stunden. So schwer kann es nicht sein. Ich verwerfe den Gedanken an das Wettrennen—und an das Wettrennen auch. Kurz sehe ich sie vorbeischlendern. Sie lacht und winkt mir zu, zieht einen ihrer Freunde in ein Zimmer. Ich erlaube mir dazu ein Lachen. Armer und glücklicher Kerl.

Ich möchte jetzt dem Seiler zur Hand gehen. Ein paar Knoten in die großen, schweren Seile knüpfen. So muss er sie später abliefern. Die Seile finde ich. Sie riechen noch nach Käse, so frisch sind sie. Aber der Seiler ist woanders und ohne seinen gelehrten Blick werden mir die Knoten misslingen. Also beschließe ich, das Seilerhaus weiter zu erkunden bis der Seiler wieder auftaucht oder etwas ganz anderes geschieht.

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Spalt, so:mit:da

Samstag, 17. Juli 2010 12:17

Manche nie gemachten Erlebnisse schleichen sich aus dem Wasserglas (Sturm aus dem ~) und fliegen einem von irgendwoher um die Ohren. Stelle ich mir das anstrengend oder gelassen vor, nachdenklich oder wild, eher ersteres. Letztlich letzteres. Und über die Jahre lächelt die Frage süffisant auf mich herab, die alte, die “was-wäre-wenn”, der kategorische Konjunktiv, der die Planenden, die Hoffenden, die Liebenden, die Verletzten und Kranken und manch andere Zeitgenossen seit jeher plagt; und den wir nicht beantworten können. Sonst wär’ “er” ja nicht kategorisch. Wir sind ja nicht mal in der Lage, das Wetter für mehr als zwei Tage stabil vorherzusagen. Und da haben wir eine Menge Technik drin stecken. Aus Vagheit und Bestimmtheit entsteht eine nicht zu bremsende Anziehungskraft, ideenreich (allemal), und abgründig genug, dass sie so unbändig zu verzaubern weiß. Das alles ist sowohl einfach als auch komplex. Daran beteiligt sind die Menschen, die daran beteiligt sind. Das ist kein eben unerhebliches und schon gar kein nebensächliches Detail.

Wir könnten an dieser Stelle zusammenfassen und sagen: Was soll’s, es ist “somit da”. Andere Interepretationen erlauben aber auch: “So, mit-da” oder gar ganz getrennt “So, mit und da” im Sinne von “Da hast’ es, mitgezogen (-gefangen, -geflogen) und da ist es”; und derer noch manche mehr.


Beteiligt ist ein wohlwollender Moment, der insbesondere zwischen allen weltbewegenden Rasereien der konkret empfundenen Zeit einen Spalt aufreißt, der da aber eigentlich längst schon war. Wie bestimmt war das Zupacken in Deinem Traum, Tanzende, Starke, Bewunderte, Lebendige?

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Irren ist besser

Dienstag, 13. Juli 2010 19:26

Es ist viel zu heiß hier in Freiburg. Eugen hat mir den Tag gerettet, unverhoffter Querschläger. Viel zu viele Kleinigkeiten. Ich habe keine Lust mehr, dauernd in kleinen und unbedeutenden Positionen Recht haben zu müssen. Überhaupt ist Recht haben reichlicher Unfug. Es reicht, wenn ich mich mit Positonen auseinandersetzen muss, die recht haben wollen. Zur schnellen Demontage fehlt mir auch auf halbem Weg immer noch ein wenig Handwerk. Erbsen zählen kann ich schon ganz gut. Rückwärts prüfen auch. Ich will jetzt in der Rekonstruktion nochmal schneller werden. Sich zu irren ist viel besser.

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Baggersee, Datenanalyse, Weinperspektive

Donnerstag, 1. Juli 2010 14:54

Kann nichts passieren, außer Kopfschwirren. Meine post-hoc Analyse ergibt erstaunlich viel Neugier, gewürzt mit etwas Überraschung. Geistig ausparken, heute etwas programmieren, nicht fertig werden. Wenig bei rumgekommen aus Kopfschwirren. Muss fertig werden. Was nun? Flächen! Flächen helfen den kaputten Verstand zu sortieren. Bloß Flächen. Keine Ober-Flächen.

Drei Farben oder vier Farben? Ich sehe jedenfalls keine vier Lichter. Für was stehen die Flächen? Für einen Baggersee (woanders), für eine gediegene Flasche Wein (nicht woanders), stehend, daher ist die Perspektive verschoben (aber das war ja klar) und für etwas Ruhe vor dem im Sturm der gebundenen Schlussfolgerungen vielleicht (noch viel weniger woanders)? Faszinierende Überraschung zwischen den Zeilen, paralysiert für ein paar Momente. Wer außerhalb der Schachtel denken will muss außerhalb der Schachtel denken (Vorsicht: Tautologie, aber keine einfache). Kein Mantra des a priori schlechten Gewissens, aber eine Tatsache. Und wir machen uns ja “Bilder der Tatsachen”. Jemand wirft sein Leben um, winkt doch endlich mal jemand ab, jemand kommt ins Grübeln, wittert eine Gelegenheit (und sei es eine zum Nachdenken, danke Stolurow). Zurück zu den Zeilen der Analyse. Tut mir um den Moment leid: Datenanalyse. Der Reist bleibt Unsinn, elaborierter Unsinn latürnich.

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