Beiträge vom Februar, 2010

Bernhard Dummer

Sonntag, 28. Februar 2010 12:30

Am 20.2.2010 ist mein Vater, Bernhard Dummer, verstorben. Plötzlich und unerwartet. Ein kurzter Schock, der Anfang einer Trauer und ein unendliches Meer an Bürokratie entfalteten sich.

Link Todesanzeige

Danke an alle, die den Mut und die Zeit aufgebracht haben, da zu sein.

Thema: Schattenreigen | Kommentare (4) | Autor:

Subraum 7

Sonntag, 14. Februar 2010 10:44

Aus einer jüngst begonnenen neuen Reihe. Subraum 7.


Im Katalog Link Subraum auf ArtDoxa gibt es davon mehr zu sehen. Und natürlich auch eine größere Version des Bildes.

Thema: Bild und Kunst | Kommentare (0) | Autor:

Ödizität

Donnerstag, 11. Februar 2010 18:29

Ödizität, die

Zustand/Index für auswegslose Langweiligkeit. Wie Langeweiligkeit, nur auswegsloser und noch blöder. Kommt von “öde”.

Vielleicht mess- und operationalisierbar. Jemand hat eine Ödizität von 8 und strebt an, sie auf 7 zu senken. Oder halt auf 9 zu erhöhen.

Man sollte außerdem einen Verein gründen. In dem werden nur Mitglieder aufgenommen, die zum Beispiel wenigstens eine Ödizität von 130 haben. Das ist dann für die Leute, die selbst in Briefmarkensammelvereinen durch eine zu hohe Belanglosigkeit auffallen. Die können sich da mit der Erforschung der Langweiligkeit und auch mit der Ödizität selbst befassen. Ganz langsam halt. Und erstmal vorsichtig, nicht zu großes Risiko eingehen. Und schön darauf achten, dass man sich selbst, nun, nicht untreu dabei wird. Am besten man stellt sicher, dass man sich selbst auch gleich noch stets in hinreichendem Maße anödet.

“Die Anöde” wäre der geigneter Platz für einen solchen Verein. Nein, die befindet sich nicht in einem Röhrenfernseher.

Thema: Realität | Kommentare (0) | Autor:

Der Wunsch hinter jenem Konjunktiv

Mittwoch, 10. Februar 2010 15:18

Mögen alle denken was sie wollen. Am Anfang war die Unstruktur, die Geburtsstunde des Solipsisten. Noch davor, und das Leben ist geträumt, aus dem Moment heraus. Etwas anderes ist nicht feststellbar. Das ist ein großes “Könnte” oder “Sollte”, je nach Gesinnung des Trägers, der natürlich selbst auch nicht existiert. Darin liegt entweder der Kategorische Konjunktiv oder ein Dogma oder beides, je in unterschiedlicher Form für die unterschiedlichen Formen. Formal ist der Konjunktiv ohnehin unterspezifiziert. Man versuche einmal einen Satz wie “Philipp könnte auch in Bremen wohnen” prädikatenlogisch zu erfassen. Im Ernst, man versuche es! Und bitte ohne die folgende faule Abkürzung zu verwenden:

Könnte-auch-in-Bremen-wohnen (Philipp).

Ich habe in diesem Zusammenhang auch schon gehört, die logische Semantik sei ohnehin bedeutungsarm—was an sich schon zutreffen könnte, weil’s die Logik ja per Definition ist. Jedoch mit der Begründung, dies läge an ihrer Evaluationsfunktion, die ja nur auf absolute Wahrheitswerte abbilde erscheint die Annahme ziemlich kraftlos. Die Modallogiker/innen haben stets darauf verwiesen, dass die Evaluationsfunktion zur Not ersetzbar sei und das eine ganze Menge der Aussagen immer noch gelten, wenn auch komplexere Abbildfunktionen verwendet werden, etwa eine Fuzzy-Logik. Das ist nicht die Logik vom Fuzzi. Sorry, das musste jetzt doch rein. Auch andere Multimodale oder -dimensionale Funktionen wären durchaus denkbar.

Wir wissen, es fehlen entweder geignete Quantifier oder eben eine andere geeignete Struktur um das abzubilden (oder beides). Aber jenseits der PL1 gibt’s ja durchaus noch schöne Ansätze. Mir gefallen die von Montague nach wie vor richtig gut. Wenn man vorher noch die “Grundlagen der Arithmetik” gelesen hat und, nunja, wenigstens halbwegs verstanden um was es Frege da geht (das ist zugegebenermaßen nicht eben wenig), dann tauchen plötzliche eine ganze Reihe von Optionen auf, die man mit einer naiven Lesart moderner Ansätze der Semantik nicht mehr erklären würde. Allein die Vielfalt dieser Optionen verschwindet hinter einfacheren, behavioralen Ansätzen (Wortfeld oder Prototypen). Letztere sind dann auf andere Weise arm. Sie erklären Verhalten, können aber keine Idee dafür liefern, wie die Bedeung zustande kommt, will meinen: wie sie gebaut wird (obwohl das jetzt gegenüber der Prototypensematik durchaus ein wenig unfair ist, zumindest was die späteren Ausprägungen angeht). Insgesamt bleibt den metaphorisch-psychologischen Ansätzen ein großes Opfer zugunsten einer oberflächlichen Illusion von Inhalt. Und weil das so ein gemeiner Satz war, begründe ich ihn ausnahmsweise: Die Interpretation eines Wortfeldes oder die einer prototypischen Struktur liegt außerhalb der Struktur selbst. Sie ist, wenn man so will, auf das wohlwollende Nicken mehrerer im Raum befindlicher Experten angewiesen, die glauben, dass das nach Sinn aussieht, d.h. dass es plausibel ist. Ein definitorischer Teufelskreis, der nebenbei bemerkt nun wirklich nicht der Semantik zu eigen ist.

Das alltagsrelevant-fatale am Konjunktiv ist ja, dass er dort ebenso schwierig zu fassen ist wie in der formalen Welt. Er scheint zunächst der Unbestimmtheit zu dienen und unterstützt nebenher grammatisch noch einige schöne Formen der indirekten Rede. Genau genommen dient er aber in seiner Sprachverwendungshandlung zumeist zur Bestimmtheit, auch wenn er gerade als ein Stilmittel der Unbestimmheit erscheint. Die bestimmteste Ablehnung, beispielsweise, ist die unbestimmte. Auf die kann man nicht reagieren. Chancenlos, sozusagen. Er ist bildlich gesprochen eine Ohrfeige, auf die man schon rhetorisch nicht reagieren kann.

Zur Erklärung. Offenbar nehmen Mitmenschen (mich eingeschlossen) ihre Welt als immer komplexer werdend wahr—“In der Welt des 21. Jahrhunderts…” (als wenn wir wüssten, was das sei). Die Wahrnehmung kann den Grad der direkten Aggression mit dem Stilmittel rhetorischer Vagheit erklären. Es wären (!) Tatsachen zu schaffen und im gleichen Moment um Himmels willen die Genese weiterer Komplexität zu vermeiden. Wir sprechen ja nicht selten vom “Grad der Komplixität” als sei das auch nur ordinal a priori bestimmbar.

Kein Wunder, dass man bei der Gelegenheit ein ganz anderes definitorisches Unding immer häufiger zu hören bekommt: Die Kompetenz in all ihren Gestalten. Weil wir ja mit unserem Verhalten nachweislich keine Komplexität bearbeiten können, sonst wäre die Komplexität ja nicht komplex, versucht man nun die immanenten Fähigkeiten des Menschen wenigstens vom Begriff her nach außen zu stülpen. Auch wenn das natürlich gar nicht geht. Aber irgendwie muss der Mensch darauf ja reagieren können. Daher macht es “wunschseitig” natürlich Sinn, ihm einfach alle beschränkenden Hürden zu nehmen. Keine Gedächtniseinschränkung mehr, keine Sprachbarriere, keine Konzentrations- und Motivationssperren. Der Mensch als das, was er leisten könnte, wenn er keine Beschränkungen jedwelcher Art hätte. Wir nennen das in der Wissenschaft Kompetenz (was jemand ohne Einschränkungen könnte, z.B. einen unendlich verschachtelten Satz von sich geben) im Gegensatz zu Performanz (das was an Verhalten nach all den Hürden noch herauskommt).

Wir halten daher fest: “Kompetenzdiagnostik” ist absurd (es sei denn man ginge das esoterisch an), da wir nunmal nur Verhalten (= Performanz) beobachten können.

Der Wunsch nach einer Transzendenz der Kompetenz ist vor dem Hintergrund der subjektiv wahrgenommeneren Komplexität sehr verständlich. Es lebe der kategorische Konjunktiv, das Allheilmittel des selbstversunkenen und träumenden Alltags-Solipsisten!

Thema: Staunen und Zweifeln | Kommentare (0) | Autor:

Ein Buchstabe weiter

Montag, 8. Februar 2010 20:45

Vom verkürzten Namen her trennt die beiden Organisationen ja ohnehin nur ein Buchstabe. Zum Thema Kundenkontakt und PR gibt es sogar vielleicht Ähnlichkeiten in der “Customer Relations Strategy”. Immerhin ist man um ein bestimmtes Bild beim Kunden bemüht. Und man erreicht das auch. Spielend sozusagen. Da werden sie’ zwar hierzulande vielleicht weniger paramilitärisch angehen lassen müssen. Ich war allerdings schon lange nicht mehr “in der Welt da draußen”. Vielleicht geht das ja inzwischen auch alles problemlos im Sinne einer “New Identity”.

Link Aufgeschnappt, nunja, in der Tagesschau

Thema: Politik und Gesellschaft | Kommentare (0) | Autor:

Anker Inspiration

Samstag, 6. Februar 2010 9:08

Früher war alles besser. Stimmt natürlich nicht. Behauptet man vor sich selbst aber trotzdem immer wieder. Wir nennen die Folge diese Re-Hypothese im Alltag Verklärung—im Extremfall. Nostalgie ist eine andere Art sich etwas Ähnlichem zu nähern. Nicht ganz identisch allerdings. Das Resultat ist in der Regel eine brauchbare Inspiration, die man hier und da in den Alltag retten kann. Eine Inspiration erster Ordnung, deren Zeitverläufe völlig geordnet sind und deren Projektionsfläche frei für alles Mögliche verfügbar ist. Funktioniert vermutlich auch mit Furchtbarem, vorausgesetzt es wäre nicht eine zu furchtbare Referenz.


Die Annahme der Verklärung ist aber noch in anderer Hinsicht hilfreich: beim Relativieren aktueller Unzulänglichkeiten. Anders ausgedrückt finden wir das im Weg des Zynikers. Was heute ebenfalls kaum jemandem mehr fremd sein dürfte.

Sollte einen dabei jedoch eine Begegnung (oder mehrere davon) einholen, die einiges—wenn nicht sogar das Meiste—davon verifizieren, dann entsteht ein Anker, der in der Projektion deutlich mächtigere Inspiration erzeugt. Eine Inspiration zweiter Ordnung, die nicht nur einfach eine bestätigte Version der Ersten ist, sondern die Oberflächen für die Projektion erneuert und damit wesentlich kompatibler zur aktuellen Lebenswelt ist oder wird. Das Risiko ist nicht ganz unerheblich, wodurch der gegenteilige Fall vermutlich für therapeutische Zwecke interessant ist. Eine Art Lottogewinn im positiven Fall.

Glück ist was Großartiges!

Thema: Staunen und Zweifeln | Kommentare (0) | Autor: