Anästhetikum Bürokratum

Die großen bürokratischen Schachzüge sind abgeschlossen. Zu dem würdelosesten, was dieser Dschungel zu bieten hat, gehört zweifelsohne die Erstellung eines Erbverzeichnissis durch die direkten Angehörigen. Erfreuliches kommt aus gewohnter Ecke von ausgewählten Freunden und Kollegen (darunter auch solche, die man nicht mehr zu haben glaubte), aus unerwarter Richtung (neue lebendige Fäden, mit denen man kaum gerechnet hat), und aus ungewohnter Richtung (inbsesondere wäre hier eine Steuerberaterin hervorzuheben, Danke, Frau Gerlach!). Unerfreuliches kommt allein aus gewohnter Richtung (“ohne Kundennummer können wir Ihnen da nicht helfen. Ja, ich sehe die Kundennummer, aber Sie müssen sie ja haben. Nein da hilft auch kein Brief mit allen Dokumenten”—“Nein, helfen können wir Ihnen da nicht, aber schicken Sie die Dokumente bis 9.3.” – “sie werden erst am 10.3. ausgestellt” – “Ja, da kann ich Ihnen jetzt auch nicht bei helfen.”). Fazit: Je kleiner die Behörde, desto unhöflicher – man will fast sagen: unmenschlicher – wird der Kontakt. Je größer der konfessionelle Zusammenhang desto gleichgültiger wird die Begegnung. Seltsam, sorum. Aber für mich nicht mehr überraschend.

Jetzt, nachdem die Erde wieder etwas zurückgenommen hat, wird der Atem allmählich freier.

Zeit zur Auseinandersetzung ist wohl wann anders. Allenthalben greift und schützt (?) das Anästhetikum Bürokratum. So recht glauben kann ich das aber schon heute nicht.

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Datum: Samstag, 20. März 2010 9:15
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