Beiträge vom August, 2009

Inglorious Bastards

Donnerstag, 27. August 2009 7:15

So sehr wie dem Schleusenwächter lief mir zwar nicht das Wasser im Mund zusammen. Dazu ist mir das Thema zwar vertraut und gerade aus diesem Grund unheimlich. Jedoch war ich auch überrascht. Vielleicht ist das eine Veränderung bei Herrn Tarantino. Subtil waren die Einstellungen selten gewesen. Umso mehr überascht es, dass vor allem die ruhigen, sprachbetonten Szenen derart gelingen, dass sie grausamer werden als jede Tonne des beim Regisseur so üblichen Theaterbluts. Die furchtbarste Szene gibt es gleich am Anfang. Dass das übliche Suppression-to-Revenge Skript zwar angeschnitten aber nicht (wenigstens nicht in der üblichen Art) ausgespielt wird, tut sein übriges und verweist (am Ende auch sehr offensichtlich) auf die seinerzeit vorhersehbaren (aber nicht vorhergesehenen) Mängel der Vergangenheitsbewältigung.

Mehr Worte ließen sich über bewusst gesteuerte Farbakzente setzen, sind aber in einer Interpretation außerhalb des Films missverständlich und auch gegen Ende nicht so wichtig. Selbstverständlich bedient der Film Clichés. Einige dieser Clichés wären noch zu überwinden, damit das in sich Kaltblütige, das rationionalisierte Vernichten, noch eindrucksvoller wäre. Ob sich das überhaupt filmisch umsetzen lässt, ist eine andere Frage. In den Redewendungen kommen einem auch aktuelle Arten, Furchtbares zu rechtfertigen (mit Sicherheit absichtlich) recht bekannt vor. Aus einer wenig überschaubaren (weil gewaltigen) Menge an restloser Verachtung allen Menschlichen ist es Tarantino gelungen, einen Faden herauszulösen und uns gerade wegen der recht offensichtlichen historischen Abweichung viele noch heute halb-offensichtlich gehaltene Gegebenheiten sozusagen als Bumerang zweiter Ordnung wieder direkt ins Gesicht zu spielen.

Die schauspielerische Leistung des Herrn Walz in diesem Film ist in der Tat beeindruckend, was weniger mundet sondern einen äußerst bitteren Eindruck zeichnet und deswegen sogar über den Film hinaus weist: Im Einzelnen wird das Handeln vorstellbarer (nicht nachvollziehbarer!) und deswegen auch subjektiv noch widerwärtiger.

Kritker haben dem Film bisweilen eine fahrlässige Leichtfertigkeit attestiert (Jens Jessen in DIE ZEIT). Das kann ich in diesem Fall kaum nachvollziehen, obschon andere US-amerikanische Filmproduktionen sich diesem Vorwurf sicher oft zu recht stellen müssen. Wie ein Scherz wirkt Tarantinos Film nun wirklich nicht. Ich verstehe aber wie man das verwechseln kann: Die von Tarantino oft eingesetzte Absurdität großer Gewaltexzesse erzeugt eine stille, unheimliche Verfremdung und weist darauf hin, dass die Gräuel der – auch im Kino nur symbolisch – dargestellten Handlungen im Grunde weder darstellbar noch nachvollziehbar sein können. Das ist zwar nicht der einzige Weg dramaturgischer Analyse von im Grunde Undarstellbarem, aber es ist einer.

Der Film ist durchaus sehenswert. Man muss den Umständen entsprechend viel Gewalt erwarten: Sowohl direkt-grafisch als auch symbolisch als auch sprachlich.

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Umzugs-Rekord

Mittwoch, 26. August 2009 11:27

Im Laufe meiner Zeit in Freiburg habe ich bei so manchen Umzügen geholfen. Waschmaschine? Bücherkisten nur zum Drittel voll? In welchen Stock geht’s denn?  Alles in allem ein paar gängige Fragen. Der Umzug, bei dem ich gestern half, war anders. Ganz anders als alle anderen. Von meiner Wohnungstür bis zurück dahin: eine Stunde. Und ich war von Anfang bis Ende dabei. Diesen Rekord werde ich wohl nicht mehr brechen.

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Halbsicht

Dienstag, 25. August 2009 7:53

Der Moment, die Augen gerade über die Wasseroberfläche zu erheben. Halbsicht. Halb im Flüssigen, halb in der Luft. Unten sind Welten, die sehr verschieden sind von den oberen. Das Licht bricht und scheinbar verbundene Welten werden durch meine Wahrnehmung unvereinbar getrennt. Schattenwelten unter Wasser, Webende Luft-(Hirn?)-Gespinste drüber. Beide Lagen sind vollständig. Keine zwei Hälften eines Ganzen. Beide strahlen in Schönheit. Da gibt es keinen endgültigen Vorzug. Sagen wir, ich müsse strampeln, um den Kopf über was(ser) zu halten. Unaufhörlich, ununterbrochen. Unter Wasser kann niemand überleben, der ist wie ich. Klingt jetzt theatralischer als es ist. Es gibt keine Luft für jemanden wie mich da unten. Fische sind da anders. Die haben Kiemen. Überhaupt ist das Wasser ja voll von allerlei beweglichem Getier. Die kann ich nach altem Sprichwort nicht vor dem Ertrinken retten, in dem ich sie heraushebe. Ob sie mich retten können, indem sie mich untertauchen? Ich kann das nicht ganz ausschließen. Beim Schwimmen auf Halbsicht verschwimmen die Welten auch nicht. Die Trennungslinie erzeugt Verwerfungen und eine alte, einfache Frage: Wo?

Halbsicht

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Zoon Logon Echon, Teil 1

Donnerstag, 20. August 2009 13:07

Anbei der erste und einzig bislang fertiggestellte Teil der geplanten Reihe “Zoon Logon Echon” (Lebewesen mit Sprache).

Es lohnt sich vielleicht, bei der Angelegenheit den inneren Dialog mit zu denken. Er kann nicht abgebildet werden, weil er in einem Format vorliegt, das sich verschließt. Vermutungen sind eben nur Vermutungen. Daher schien mir die Projektionsfläche selbst der bessere Spiegel zu sein. Dennoch erzeugt er ja, wie so vieles, Verhalten. Das sehen wir. Die Interpretation desselben bleibt vage. Wie im echten Leben, hab ich mir mal sagen lassen. Nachdem ich sehr viel mit dem Schnitt herumprobiert hatte, Parallelkonstruktionen, die auch alle irgendwie aufschlussreich aber dafür leider aber etwas platt waren, bin ich zu einem ganz einfachen Schnitt zurück gekehrt. Clara Barths überaus lebendige Performance hilft der Idee so sehr, dass ich mich glatt zweimal dahinter verstecken will. Ein Dank ist auch an dieser Stelle mehr als angebracht.

Zoon Logon Echon 1

Vielleicht gelingt es mir mit weiterer tatkräftiger Unterstützung mir auch noch andere menschliche Abgründe in den folgenden Teilen zur Aufgabe zu machen.

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Der Zweck eiligt die Mittel

Mittwoch, 19. August 2009 18:19

Irgendwo am Random. Kaum Nicht sakral assoziiert. Nix versteht der Taumel. Innerer Rückzug während dem Geschehen, das aus der Zeit gerissen sein Gesicht komplett verändert. Aber erst dann, oder eben bereits dann. Etwas, das in der Gegenwart keinen Nährwert hat. Aber drumrum umso mehr. So ähnlich wie Link Futurverweigerung. Nur ganz anders. Da machen einen die Zeiten verrückt. Und die selbst sind auch verrückt. Der Link Quabbernick konnte schon nichts dafür. Aber im neuen Licht betrachtet, sieht auch er wieder anders aus. Das macht auch die Zeit. Und das macht natürlich alles gar nichts. Keiner kann da was für. Ich auch nicht. Letzteres hab’ ich erst vor kurzem kapiert.

Randomisiert

Ob ich daraus herleiten darf, dass ich lernfähig sei, sei dahingestellt. Der vorangegangene Satz enthält “sei, sei”, toll! Ob die Hexen denken, dass ich jetzt wegen eines Konjunktivs von der Brücke im Gartenpfad springe – ich weiß es nicht. Blanke Spekulation. Verspiegelt sieht immerhin gut aus. Wenigstens oft. 524 Kilokalorien vorm Abgrund. Der Zweck heiligt die Mittel. Hin und wieder soll der Schatten unter beherztem Sprung hinweggleiten. Das hat er auch verdient.

Zum Abschluss wollte ich noch was fragen: Kennt sich jemand mit Schatztruhen und Schätzen aus? Es ist nämlich so: Ich habe (heraus-)gefunden, dass Leute, die diese Analogie benutzen, sie in der Regel in ihrer Romantik groß und glitzernd verfügen (verwenden) und im Handeln eher auf Herausnehm-, d.h. also: Entwendungsvorgänge beschränkt scheinen. Das ist für die Schatztruhen einerseits traurig. Für alle anderen albern (Fremdschämen und so). Und für die Handelnden? Da genau komme ich nicht weiter. Im einfachsten Fall müsste man das mit leichten bis mittleren Formen der Demenz erklären, wenn man Dummheit aus Versehen mal nicht als Explikandum heranziehen kann. Hier würde ich mich aufrichtig über (Nach?)Hilfe freuen. Überaschungen sind, wie stets, sehr willkommen.

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Semesterendetaum’l

Montag, 17. August 2009 17:36

Der eine packt aus, der nächste packt ein. Unidentifizierte Vampir-Viecher (UVV) bissen nach Steffi, hinterließen Spuren und Gips. Grips hatse selbst. Studenten hingen zwischen Klausuren und Events, Semesterabschlüssen und weiteren Unwägbarkeiten, mit halbem Bein im Praktikum und mit dem anderen sonstwo.  Die Proposals sind alle auf dem Weg nach draußen. Letztdrücker wurden’s, wie immer, weil manchmal nicht alles geht, wie es manchmal gehen könnte. Mögen die Gutachter gnädig sein und die finalen Papers den letzten Feinschliff bekommen, den sie aufgrund der Inhalte allemal verdienen. Die kommende Lehre stand klar schon wieder auf der Agenda. Aber ich hatte mir eine Auszeit gegönnt. Erste Augustwoche. Weil ich zunehmend schlafloser und zunehmend unausstehlicher wurde. Also habe ich mir selbst, auf “plattdeutsch”, verzeihung, eine Anti-Scheißkerl-Kur verschrieben. Da sollte also in guter alter Zen-Tradition… ja, was eigentlich… gesoffen? Nee, das ist ja kein Zen. Also: Die Wand angestarrt werden. Und gerade hatte das eine schöne Perspektive bei dem ganzen 3.00 Uhr einschlafen und 7.00 Uhr wieder raus.

So war jedenfalls der Plan. Kam anders. Jetzt vorbei. Urlaub dahin. Zwar 13 Stunden geschlafen am Tag. Aber aus anderen Gründen. Wenig Neues entdeckt in dieser Zeit. Jetzt gibt es längst wieder Deadlines. Was solls. Weiter rudern.

Aus entfernt genannten Gründen erscheint dieser Beitrag drei Wochen zu spät.

Thema: Alltag, Hochschullehre, Wissenschaft | Kommentare (0) | Autor: