The man, the fish, and the glass of Schnaps
Sonntag, 2. Juni 2013 11:41
Thema: Bild und Kunst, Realität | Kommentare (0) | Autor: Pablo Pirnay-Dummer
Sonntag, 2. Juni 2013 11:41
Thema: Bild und Kunst, Realität | Kommentare (0) | Autor: Pablo Pirnay-Dummer
Samstag, 1. Juni 2013 11:20
Nun denn, hier also der Begeisterungssturm zum gestrigen Tage. Viel Raum für Dialektik bleibt da nicht. Ich hoffe also hier nicht nach den Maßstäben einer kühlen Erörterung beurteilt zu werden. Zunächst sei die Fahrt selbst erwähnt. Ein Roadtrip erster Güte mit Steffi und DanDan. Bald alte, bald neue Musik im Ohr auf Riehen (bei Basel) losgeflogen.
Die Welt von Max Ernst und die darin liegenden, wundervollen Abgründe erkundet. Eine beachtliche Sammlung hat die Fondation Beyeler hier zusammen gerufen. Viele Exponate aus privater Hand, eine Ausstellung, die man also weder so noch überhaupt unbedingt alle Tage zu sehen bekommt. “Die Menschen sollen nichts davon wissen”. Allein da könnte ich den ganzen Tag davor verbringen, ganz zu schweigen von der “ganzen Stadt”. Der Blick in der Nähe vereint Zivilisationserklärung und -kritik. Die Schlachten kurz unter den stillen Krönungen, alles getragen von einem Wunsch, mitten in die Erde gebettet zu sein—und drängt dabei wie Schichten von Waldboden nach oben—das Waldthema ist ohnehin auch sehr ausführlich beleuchtet worden. Nicht einmal die Drachen fehlen. Da lässt sich viel verbinden, was vorher nur lose im Kopf herum lag. Aber dies alles nur exemplarisch.
Nach einem Kaffe in einem recht urig-witzigen riehener Café: auf nach Zürich. In einer ganz lebendingen Vorfreude. Zu Zürich selbst diesmal nur soviel: Dass DanDan den Stadtverkehr nervlich überlebt hat, grenzt an ein Wunder und macht ihn auf dieser Fahrt ganz eindeutig zum Helden der Geschichte (Helden gehen bekanntlich “in die Geschichte ein”, hab ich mir mal unfreiwillig anhören müssen).
Im Publikum selbst lernen wir eine sehr charmanten und uns in Sachen Begeisterung für den Abend kaum nachstehenden holländischen Vermögensverwalter kennen. Ein Bankier der zurückhaltend-gebildeten Bauart, von denen am Stammtisch immer behauptet wird, es gäbe sie gar nicht mehr. Wir haben viel gelacht und ihn auf Anhieb sehr gemocht. Die Tonhalle ist auf jedenfall einer der schönen Aufführungsorte, zwar sehr beladen aber damit auch ganz klar erhaben. Über allem lassen die Schweizer hier Mozart, Haydn, Schumann und Beethoven wachen, eine halb wilde und halb gesittete Mischung, wie ich meinen will.
Im Programm treffen wir auf ein Bachprogramm. Und auf eine Neuigkeit von vorn herein. Das Chorstück “Cantos Sagrados” von James MacMillen war großartig interpretiert von der Zürcher Sing-Akademie und auch sehr feinfühlig geleitet. Das Stück selbst war zwar sehr behutsam konstruiert, ohne allzu viel Effektsequenziererei und ließ auch auf Anhieb eine ganze Reihe von sehr interessanten komplexen zeichen erkennen. Dennoch war es mir etwas zu leer, etwas zu frei von Tiefe, was dann auch die wirklich großartige Interpretation nicht mehr gänzlich auszugleichen vermochte.
Die Sinfonia aus BWV 209 kommt noch etwas sperrig daher, was bei Ton Koopman eigentlich verwundert. Wenngleich die wundervolle Sabine Poyé Morel mit der Holzflöte keine Bewegung, keinen kleinen Impuls scheut, Herrn Koopman (Dirigent) einen Tick inspirierter bei der Hand zu nehmen—es hätte ihm (und der Musik sowieso) gut bekommen, wenn er sich auf dieses nur eine kleine Nuance zu zaghaft implementierte “unmoralische Angebot” etwas mehr eingelassen hätte.
Die Kreuzstabkantate zeigt ohnehin Leid und Leuterung auf eine sehr persönliche Weise, exemplarisch. Die in die Musik im Grunde bereits vorgezeichnete Leichtigkeit (“Da leg ich den Kummer auf einmal ins Grab”) wurde von einer leichten Interpretation getragen. Klaus Mertens und Ton Koopman routiniert Hand in Hand. So rauscht uns “Komm, oh Tod, du Schlafes Bruder” auch nicht romantisch um (eines der wenigen barocken Stücke, wo man das glaub ich trotzdem einfach des Affekts halber irgendwie dürfen sollen dürfte, weil’s soviel Spaß macht, auch wenn’s historisch nicht ganz korrekt ist). Die ganze Kantate und damit auch ihr Schluss kommen leicht daher, wie ein bereits vollzogener Abschied. Was durchaus mehr als passt. Aber Hubert von Goiserns mystisch-romantische Orgelraserei kann darin dann natürlich keinen Platz finden.
Pause. Guter Wein (wir sind ja in der Schweiz). Dann Grinsen: Die Kantate “Auf, schmetternde Töne der muntern Trompeten” wird von einem Spielmannszug eröffnet, die Bläser marschieren ein, die Sänger im Schlepptau. Die Kantate ist ja fröhlich, fürwahr. So ist sie geschrieben. Bach kriecht praktisch dem August von Sachsen bis zum Anschlag… Und genau da wird sie auch ein wenig traurig, nie offen, aber auf der Metaebene. Sie kommentiert im Pomp, was die Musik, deren Erfüllung in Reinform man ja Bach bisweilen nachsagt, auch so alles macht um sich selbst ein Momentum sein zu dürfen. Impulserhaltung, Überlebenserhaltung. Und das alles trifft uns nicht wegen eines inszenierten Bruchs. Da jubeln die Musiker so frei über den König von Sachsen, dass sich nur im Kopf die Frage einschleicht: “warum tun die das?” Natürlich, weil’s da so steht. Dennoch: gäbe ja auch noch andere Bach-Kantaten. Und dieser Bruch gelingt, ganz ohne allzu massiven V-Effekt, dennoch spürbar, nie im Vorwurf, nur ganz subtil. Ein bereichernder, über den Abend hinausweisender Denkanstoß. Ich liebe sowas.
Dass wir dann auch noch Franziska erleben durften, war natürlich die Krönung und gleichzeitig der ursprüngliche Impuls zu kommen. Es ist einfach unglaublich, wie ein Mensch in so unmittelbarer Bewegung in so vielfältigen Anlässen und mit einer solch scheinbaren (!) menschlichen Leichtigkeit, einen nachhaltig und wieder kehrend so tief berühren kann. Auf eine Art etwas hervorzubringen, das auf jeden Fall über das alltäglich Erlebbare hinausweist, so dass es gelingt Musik im Eigentlichen erscheinen zu lassen. Immer wieder. Und immer wieder unwahrscheinlich schön. Eine Objektivität wird mir hierbei und aus genannten Gründen nicht mehr hervor gehen.
Was für ein Tag!
Thema: Musik, Rezensionen | Kommentare (0) | Autor: Pablo Pirnay-Dummer
Montag, 27. Mai 2013 17:57
Die Gewinde bilden schräge Lebendigkeiten zwischen der inzwischen nur noch kleckernd eintreffenden Erkenntnis des beschriebenen Ungleichgewichts. Darin fliegen die Fetzen des Unwissens links und rechts, hin- und her und erklären sich selbst ex post facto für unzurechnungsfähig. Bisweilen bleibt von alldem noch eine Spur, die einfach nicht mehr kleiner werden wollte; quasi-unteilbar. Wenn das dann klar ist, dann wächst auch im größten Optimisten die Erkenntnis, dass nichts mehr bewegt werden kann. Bleibt uns nur noch die Reise der Reisen übrig, etwas also, das zwischen den Ereignissen des Mutes vermittelt. Ob das in sich etwas Versöhnliches trägt, ist mir noch bei weitem nicht klar. Ich kann allenthalben den Wunsch nachzukommen verstehen, wobei ich diesem Wunsch nicht mehr immer die gleiche Reichweite zutraue. Habe ich doch ganz unterschiedliche Beweggründe auf meinen Reisen getroffen, solch einen Wunsch zu haben. Sei es aus der Verlegenheit sich gar nicht erst auf eine Reise zu begeben. Sei es aus Verlustangst, zur Abwehr, weil sonst das etwas Kostbares verloren ginge. Oder als Königsdiziplin: Weil aller Verlust längst eingesetzt hat. Obschon es traurig ist, sich so zu verlieren auf dass man sich ungeachtet auf einen bereits existierenden Kotzhaufen ausspucken lässt. Am besten noch temporär unbemerkt neben einem jahrhunderte alten Schatz voller unbändiger Kostbarkeiten. Dummheit bleibt Dummheit, gerade wenn sie einem im Anflug von Kleinigkeitswahn bloß zeitweise empfindsamkeitsmindernd zur Seite steht.
Inmitten von all dem Wahnsinn sitzt einem dann ja dann doch wieder die Welt gegenüber und lacht einen aus tiefen Augen an. Vermutlich schuldet sie mir einen (auch, wenn das auf diese Weise kaum rechenbar ist). Und so reicht es trotz dem Irrsinn, dass das Reisen sich wieder selbst als Moment gezeigt hat. Und das ist dann schon Anlass genug, für eine kurze und ebenso vielseitige Notiz der Dankbarkeit, in der Verlegenheit um ein anständiges Papier auf den Rest einer Sitzplatzreservierung der Bahn gekritzelt.
Thema: Staunen und Zweifeln | Kommentare (0) | Autor: Pablo Pirnay-Dummer
Donnerstag, 2. Mai 2013 21:07
Wir haben noch nicht alles geschrieben. Wir haben auch schon längst noch nicht alles gehört. Wurde gerade klar. Der zirkuläre Bezug des Erhörten (und des Unerhörten) ist eine selbst-referentielle Funktion der Ästhetik, daher fällt die Suche nach Neuem, das hinreichend alt ist, so schwer. Ausbrüche geschehen bisweilen aus Langeweile oder aus Übermut. Eine generative halb-parametrische und zentrische Grammatik erlaubt musikalische Muster mit einer nicht-willkürlichen Wiedererkennbarkeit und kann gleichzeitig gewichtet-stochastische Verteilungen verwenden. Klanglich wird das, soweit ich das momentan bereits beurteilen kann, hoch spannend. Alles noch in den Kinderschuhen. Aber: endlich mal wieder eine neue Erfindung. Was für ein schönes Leben!
Thema: Musik, Technik, Wissenschaft | Kommentare (0) | Autor: Pablo Pirnay-Dummer
Mittwoch, 13. März 2013 16:39
Überraschend ist ja nicht etwa, dass es einen Hang der Industrie gibt, die Höhe der Manager-Boni zur Aktionärssache zu machen. Erstaunlich ist nur, dass jetzt scheinbar alle Journalisten glauben, dass dadurch
A) die Boni-Vergabe sozial gerechter wird und dass
B) die Boni insgesamt niedriger werden (also deren Summe).
Also, bitte, Herrschaften, dazu ist kein dezidiertes wirtschaftliches Wissen notwendig, nur die Beantwortung der folgenden Frage:
Wann (d.h. unter welchen Bedingungen) beschließt eine Aktionärsversammlung, dass der Manager einen Bonus verdient hat?
Und dann die Folgefrage: Was macht so ein Konzern folgerichtig durch Vorstandsbeschluss—angeleitet von seinem Top-Manager—nachdem er einen guten Gewinn eingefahren hat? Also: empirisch…?! Nochmal ins Archiv gucken? Nein? Ich frag mich ja bloß...
Thema: Politik und Gesellschaft | Kommentare (0) | Autor: Pablo Pirnay-Dummer
Montag, 11. März 2013 16:23
Magst es, Zwischenlachen,
halb etwas entdeckt haben,
halb etwas anderes darin gefunden,
dich immer wieder im Tanz gedreht haben.
Warst längst einmal nichts mehr,
außer symbolisch,
mit Verweis auf getanztes Ganzes,
ohne Mut.
Thema: Worte | Kommentare (0) | Autor: Pablo Pirnay-Dummer
Mittwoch, 6. März 2013 17:30
Soeben bin ich aus einem unverhofft berauschend schönen Gespräch gestolpert, das seine bisweilen herrlich wirren Assoziationen bis in die Höhen und Niederungen des Glücks (vs. Zufriedenheit) ausdehnte. Das brachte zusätzlich etwas Muße, die in letzter Zeit etwas rar gestreut war, und genau genommen, planmäßig, heute auch weiter rar sein sollte. Dankbar bin ich für sowas, ganz einfach. Es kommt aber anders, als man denkt sowieso, und überhaupt gibt’s ja noch ne ganze Menge mehr dahinter. Weil ich wusste, was ich nicht weiß, wenn ich wüsste, was jemand nie wusste, wüsste ich wenigstens etwas über Nichts. Glück also ist etwas, was sich (vielleicht Rekursiv) vor sich selbst setzt, vielmehr, vor das, was wir für Glück halten und es mit einem Zustand verwechseln, der sich ohne einen Prozess auflöst (sagt die Amygdala—> Nein, das ist kein Lied von Sally Oldfield und man kann auch nur mäßiges Brot draus machen, Verzeihung: weil). Die resultierende Uneindeutigkeit der Prozess-Situation (sic!) erzeugt eine mit großer Sicherheit spezifische Erwartung. Getränkt und gestärkt durch Erinnerungen, die an sich ja unwiederholbar sind. Impulse, entsprechender Ausprägung schwingen noch behäbig in der ersten Frühlingssonne, die dennoch keineswegs ohne Spuren bleibt, welche biseilgen eintauchen in die Wüste komplexer Schätze und, inmitten von sagenhaften Höhlen, seltene Seen finden—und das gleich ganz ohne Sagen. Dabei kann ich mich auf das Vortreffliche sowohl von meiner alten und neuen Lesart vor langer Zeit geschriebener Gedichte erinnern, ohne, dass ich mehr dazu Position beziehen muss. So hieß es früher, nicht ganz ohne Aggression gegenüber einem zu früh entfachten Konservatismus:
Das Gold aber wird matt, die Tage
Das Feuer nicht
und dürfte nach jüngst zusammengefasster Lesart anders aufgefasst werden als:
Das Gold wurde also matt, die Tage. (Also wenigstens durch beinahe vollständige Induktion gültig).
Das Feuer auch, irgendwie, blieb aber anders. (formal gesehen also falsifiziert, und dennoch ist noch was dran geblieben).
Feuer kann überspringen. Daran hatte ich “damals” (ich bin langsam alt genug, dass ich das darf) nicht gedacht. Dabei freut es nicht nur am Rande, dass sich plötzlich (weit außerhalb “sozialer”, ergo: technischer Netzwerke) Vorschuss-Freunde auftun, und solche, die immer wieder Gutes tun, und damit soviel weiteres Schönes ermöglichen. Sätze über die Donau könnten vermutlich anders klingen, wenn man sie mal länger gesehen hat. Eine schöne Analogie, finde ich. Zumal das wieder ganz gut, zu alten und immer wieder auftauchenden Fragen passt. Großartig, wieder etwas zu bewegen und bewegt zu werden.
Thema: Staunen und Zweifeln | Kommentare (0) | Autor: Pablo Pirnay-Dummer