Beitrags-Archiv für die Kategory 'Hochschullehre'

Seminar, Störung, Krach und eine Entschuldigung

Dienstag, 10. Februar 2009 14:59

Liebe Studierende meines aktuellen Seminars “Organisationslernen”,

leider war ja heute früh der Seminarbetrieb bis nahezu zur Unkenntlichkeit gestört, weil direkt nebenan im großen Stil gebort wurde. Zwar wurde ich, wie Sie alle auch, grundsätzlich über die Baumaßnahmen in Kenntnis gesetzt, war jedoch über diese besonders einschränkende Situation nicht informiert. Das wäre jedoch sehr wünschenswert gewesen—ebenso, wie ein geeigneter Ersatzraum für einen ordentlichen Seminarbetrieb unabdingbar gewesen wäre.

Ich möchte mich bei Ihnen für alle sichtlich entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigen, und ich bemühe mich derzeit um eine bessere Aufklärung und Ausweichmöglichkeiten für ähnliche Fälle in der Zukunft.

Mit kollegialen Grüßen,
Pablo Pirnay-Dummer

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PROST 2.0

Dienstag, 27. Januar 2009 19:48

An seltenen Tagen, da entdeckt man frei heraus jene Dinge, die einem Arbeit abnehmen. Viel Arbeit. Was sich hinter dem schlichten Akronym Link PROST verbirgt, wird uns helfen unzählige Steuergelder zu wahren, die (sehen wir der Sache einmal ernsthaft ins Auge, und genau das tun wir) ja ohnehin verschwendet wären.

Jedoch möchte ich, voller Elan, an dieser Stelle gerne eine Ergänzung vorschlagen. Werden doch in vielfätlig letzter Zeit hingebungsvoll Diskussionen darüber geführt, ob wir uns überhaupt noch irgendwie systematisch einig werden sollten (Subjektivität über Objektivität ermangels deren vermeindlicher Erreichbarkeit und unter Vergessung alter Ideen zur Intersubjektivität), so könnte man doch einfach die hier vorgeschlagenen Antworten potentieller Probanden selbst schätzen. So spart man sich nicht nur 1. den Messfehler, der bei Messwiederholung ja leider auftaucht und für dessen Kontrolle wir Methoden zur Abwechslung irgendwie klug anwenden müssten, 2. die Intervention also das Treatment als solches (was als ein überaus gelungener Schachzug von PROST 1.0 gelten dürfte), sondern eben 3. die Probanden. Damit verliert man auf einen Schlag alle böse (=nicht erklärte) Varianz und hat automatisch und immer eine Effektstärke von 1. Außerdem kann man so immer optimale Stichprobengrößen erheben, beliebig clustern, gendern und den ganzen Rest auch gleich mitberücksichtigen. Auch die Sache mit den Kovariaten wird bedeutend einfacher. Wenn man keine mehr hat. Da der ganze verbleibende Rest ohnehin irgendwie so halt am Stammtisch besprochen wird, macht das ohnehin nichts mehr. Aber, bitte, bloß nicht alles ruinieren und sowas wie eine Beobachterübereinstimmung anschauen. Das kann einem den ganzen Nachmittag versauen. Und wenn man denn schon so unprofessionell ist und doch irgendwie ein Krombachs Cronbachs Alpha (oder gar nen ordentliches Fleiss-Kappa?) berechnen möchte (nur um der guten alten Zeiten willen, oder um einen verschrobenen Greis der alten Garde zufrieden zu stellen), dann ziehe man doch bitte, bitte, bitte die beste Freundin zu Rate. Die ist dann wenigstens schonmal der gleichen Meinung.

“Die Welt ist das, was der Fall ist”. Nie wurde Wittgenstein übler missverstanden—im Übrigen nur von jenen, die entweder mutwillig nicht weiterlesen oder der dazu passenden und früher mal als grundlegend anerkannten Fähigkeit gar nicht erst mächtig sind. Mit dem Ludwig ist es nämlich so: Weil er so freundlich war und uns kurze Sätze schenkte, hilft es manchmal nach dem Satz noch einen zweiten oder dritten zu lesen. Hilft sehr. Wirklich sehr.

Ich finde diese Entwicklung sehr erheiternd und frage mich, warum ich überhaupt noch versuche, jemand in Methoden sinnvoll auszubilden. Das macht doch da draußen nur noch allen Angst. Und Angst ist doof. Wissen wir ja. Macht wenigere glückliche Neuronen. Und die sollten besser glücklich sein. Da mag man sich lieber eine schönere Umgebung häkeln zurechtdenken.

Danke abermals nach Jena für einen großartig-erheiternden Frühabend! Bitte mehr!

P.S.: Ich habe aus verlässlicher Quelle vernommen, das “Prost” auf rumänisch sowas wie Dummkopf heißt. Naja, wahrscheinlich ein Zufall. Aber ein lustiger, immerhin.

Thema: Hochschullehre, Realität, Wissenschaft | Kommentare (0) | Autor:

Scheibenwelten und D-Learning

Sonntag, 14. Dezember 2008 11:14

Es ist mehr als schön, wenn man mal zu einem Vortrag eingeladen wird an dem man nun wirklich, wirklich, wirklich erzählen darf, was man am liebsten gerne mal erzählen will.

Scheibenwelten und D-Learning bei der F-sIDE


Der Fachschaft verspreche ich dafür hiermit eine höchstkonzentrierte Vorbereitung und auch für die “alten Hasen” einige neue Überaschungen. Ich bedanke mich in aller Form für das entgegengebrachte Vertrauen—auch, nein, gerade weil ich weiß, dass es mit einem gewissen und wohlbekannten Grinsen entgegen gebracht wurde.

Link F-sIDE

Thema: Hochschullehre, Staunen und Zweifeln, Wissenschaft | Kommentare (1) | Autor:

VD Kongress 2008

Samstag, 26. Juli 2008 20:58

Diese Nachricht kommt im Semesterende und Konferenzvorbereitsungstummel etwas spät, aber mit nicht weniger Begeisterung. Aber zunächst mal von vorne. VD steht für Verfahren der Datenerhebung in der pädagogischen Forschung. Erstmal ist das eine ganz normale Veranstaltung mit Vorlesungscharakter, Klausur, Tutoraten usw. Früher hieß das empirisch-pädagogische Grundausbildung 2. Inhaltlich gab es ein paar Änderungen. Zu den ersten zwei Durchgängen gab es noch dokumentierende Seite.

Link Ideen zur ursprünglichen Veranstaltungskonzeption 2002
Link ... und in der Wiederholung, ein Jahr später.

Auf das zweite Semester wurde das Konzept auf vielfältigen studentischen Wunsch später auch übertragen (ab Sommersemester 2004). An der Grundidee hat sich nur wenig verändert, auch wenn die Evaluationen der vergangenen Semester einige Weiterentwicklung zuließen. Im zweiten Semester sind die Projekte wissenschaftlicher und etwas ernsthafter geworden. Die Qualität dieses Jahr ist überaus erbaulich. Einige Projekte liegen weit jenseits des Erwartungshorizonts. Früher haben die Tutoren den Kongress mit mir gemeinsam organisiert. Diesmal wurde der Kongress von den Studierenden vollständig selbst organisiert—bei weitaus höherer Gestaltungsfreiheit natürlich. Das 4 stündige Programm enthielt neben den üblichen Kurzvorträgen über die Projekte und die Postersession einen ganzen Strauß von künstlerischen Momenten.

VD Kongress 2008 Collage


(VD-Kongress 2008, Collage)


Wer sowas mal in der eigenen Lehre erleben darf, dem bleibt glatt die Sprache weg—Glück gehabt, im wahrsten Sinn des Wortes, wie schon öfter. Ich möchte mich an dieser Stelle bei all’ meinen Studenten und bei meinen Tutoren für diesen erinnerungswürdigen Moment in meiner Lehre bedanken. So etwas gibt sehr viel Mut und Aufwind, in der Lehre neue Wege zu gehen!

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IK 2008

Dienstag, 18. März 2008 15:05

Um das Schwärmen kurz zu belassen: Das Link IK 2008 war erwartungsgemäß großartig. Beruflich wie persönlich/privat. Leider ist meine Kamera gleich zu Beginn gestorben (Fokussiert nicht mehr—und das ist blöd bei einer Handkamera). Daher habe ich keine Bilder um das zu unterstreichen. Ich bin indes sicher, dass selbige an anderem Ort auftauchen um dann umso mehr das hier nur angedeutete visuell zu unterstreichen. Zeit bleibt gerade mal für die Korrespondenz zu alten und neu gewonnenen Kollegen und/oder Freunden und die Vorbereitung für die nächste Konferenz. Bis dahin dann auch wieder mit Kamera.

Thema: Hochschullehre, Wissenschaft | Kommentare (0) | Autor:

Ach nein, wirklich?

Donnerstag, 14. Februar 2008 15:52

Nein, es ist schon niedlich und possierlich, wie plötzlich alle überrascht sind von Dingen, die nun wirklich jeder längst gewusst hat. Wenn man den (sicher wohlgemeinten) Allmachtsphantasien einiger älterer Herren, von welchen bestimmt der eine oder andere tatsächlich ein Experte sein könnte (wir wissen es nicht), den Status von Gesetzten einräumt (Bolognaprozess und so), obwohl diese Phantasien nie eine legislative Instanz passiert haben, dann braucht man sich nicht wundern. Schade nur, dass es nun vermutlich so 1-2 Generationen ausbaden müssen. Dozenten und Studierende. Denn: Lässt man eine 20 jährige motivierte Studentin mit ihren Fragen (nebst ihrer kalkulierten 60-Stunden-Woche, vgl. Workload auf ECTS-Punkten) auf der Straße stehen, nur weil man Zeit seiner Anstellung bereits über 7800 (dokumentierte aber unbezahlte) Überstunden angehäuft hat? Nein, man schlägt ihr wohl nicht die Tür vor der Nase zu. “Handle stets so, dass…”

Jetzt jedenfalls kann man sogar bei der Tagesschau darüber lesen. Na, dann mal Prost!

Link Bachelor-Abbrecher

Thema: Hochschullehre, Politik und Gesellschaft | Kommentare (0) | Autor:

Kompetenzillusion, Indikatoren

Dienstag, 12. Februar 2008 13:15

Es ist ja (Link wie schon behauptet wurde) für jemand, der nun länger in einem Berufsfeld arbeitet, ohne weitere Schwierigkeiten möglich, den bloßen Eindruck des Begreifens und der Begreifbarkeit zu erwecken—und zwar sowohl auf die eigene Person bezogen als auch für die im Feld Lernenden—so es da noch welche geben sollte. So dauert es bisweilen lang, bis sich dieser Eindruck als Illusion entpuppt. Zur Aufdeckung existieren einige Randmerkmale, Indikatoren könnte man auch sagen, deren Beachtung den Prozess der Illusionsauflösung beschleunigen können (aus der Reihe: erkenne den Blender):

  1. Die betreffende Instanz (Autor, Lehrer, oder auch Gruppe etc.) hat Mühe, Leistungen anderer im Gegenstandsbereich anzuerkennen. Sie fällt insbesondere dadurch auf, überzufällig häufig solche Leistungen herabzuwürdigen. Vor allem, wenn die Leistungen schwer mit der eigenen Person in Verbindung gebracht werden können.

  2. Die betreffende Instanz führt überzufällig häufig inhaltsunspezifische “Querschläger” an. Beiträge, die auch auf den zweiten Blick nur wenig mit dem Gegenstand zu tun haben.

  3. Die betreffende Instanz weicht zur Begründung von (1) häufig auf Sekundärfehler aus, die in der Regel allgemeiner Natur sind und selten am Material oder am Handwerk (z.B. Methoden) begründet werden.

  4. Die betreffende Instanz führt in Diskussionen verfrüht und überzufällig häufig Grundsatzdiskussionen an, deren Begründungsmuster völlig unspezifischer Natur sind (“Da sollte man mal grundsätzlich drüber nachdenken” oder “Als Meerschweinchenexperte hätte ich dazu ja immer folgende Aussage zu machen”).

  5. Die betreffende Instanz führt auffällig häufig Heckenausdrücke (manchmal, oft, vielfach).

  6. Die betreffende Instanz zitiert auffällig häufig andere ohne die Zitation noch zu kommentieren.

  7. Die betreffende Instanz wird auffällig ruhig, wenn es um die Verteilung von Arbeit geht und noch ruhiger, wenn es darum geht, von vergangener Arbeit zu erzählen. Werden aber jedoch Zuständigkeiten und Ehrungen verteilt, ist die betreffende Instanz vorne mit dabei. Bei der Gelegenheit wird in der Regel die Arbeit anderer unter dem eigenen Namen verkauft.

Das sind schon mal wesentliche Indikatoren, obgleich es natürlich mehr gibt. Der Blender ist gemeinhin ein Narzisst. Aber nicht alle Narzissten sind Blender.

Liebe Blender da draußen (solltet Ihr das hier lesen): Die Umgehung der oben genannten Indikatoren beinhaltet etwas Aufwand und mehr Übung als ihr üblicherweise aufzubringen in der Lage seid. Falls Ihr Euch allerdings auf den Weg macht, würdet Ihr in die Kompetenz-Randzone kommen. Das hätte schon gefährlich viel mit Fähigkeit usw. zu tun. Vielleicht würde das mitleidige Grinsen, das ihr meist für freundliche Zustimmung haltet, dann einen ersten Anklang ehrlicher Interessensbekundung haben.

Thema: Hochschullehre, Staunen und Zweifeln | Kommentare (0) | Autor: