Beitrags-Archiv für die Kategory 'Staunen und Zweifeln'

Kompetenzillusion, Indikatoren

Dienstag, 12. Februar 2008 13:15

Es ist ja (Link wie schon behauptet wurde) für jemand, der nun länger in einem Berufsfeld arbeitet, ohne weitere Schwierigkeiten möglich, den bloßen Eindruck des Begreifens und der Begreifbarkeit zu erwecken—und zwar sowohl auf die eigene Person bezogen als auch für die im Feld Lernenden—so es da noch welche geben sollte. So dauert es bisweilen lang, bis sich dieser Eindruck als Illusion entpuppt. Zur Aufdeckung existieren einige Randmerkmale, Indikatoren könnte man auch sagen, deren Beachtung den Prozess der Illusionsauflösung beschleunigen können (aus der Reihe: erkenne den Blender):

  1. Die betreffende Instanz (Autor, Lehrer, oder auch Gruppe etc.) hat Mühe, Leistungen anderer im Gegenstandsbereich anzuerkennen. Sie fällt insbesondere dadurch auf, überzufällig häufig solche Leistungen herabzuwürdigen. Vor allem, wenn die Leistungen schwer mit der eigenen Person in Verbindung gebracht werden können.

  2. Die betreffende Instanz führt überzufällig häufig inhaltsunspezifische “Querschläger” an. Beiträge, die auch auf den zweiten Blick nur wenig mit dem Gegenstand zu tun haben.

  3. Die betreffende Instanz weicht zur Begründung von (1) häufig auf Sekundärfehler aus, die in der Regel allgemeiner Natur sind und selten am Material oder am Handwerk (z.B. Methoden) begründet werden.

  4. Die betreffende Instanz führt in Diskussionen verfrüht und überzufällig häufig Grundsatzdiskussionen an, deren Begründungsmuster völlig unspezifischer Natur sind (“Da sollte man mal grundsätzlich drüber nachdenken” oder “Als Meerschweinchenexperte hätte ich dazu ja immer folgende Aussage zu machen”).

  5. Die betreffende Instanz führt auffällig häufig Heckenausdrücke (manchmal, oft, vielfach).

  6. Die betreffende Instanz zitiert auffällig häufig andere ohne die Zitation noch zu kommentieren.

  7. Die betreffende Instanz wird auffällig ruhig, wenn es um die Verteilung von Arbeit geht und noch ruhiger, wenn es darum geht, von vergangener Arbeit zu erzählen. Werden aber jedoch Zuständigkeiten und Ehrungen verteilt, ist die betreffende Instanz vorne mit dabei. Bei der Gelegenheit wird in der Regel die Arbeit anderer unter dem eigenen Namen verkauft.

Das sind schon mal wesentliche Indikatoren, obgleich es natürlich mehr gibt. Der Blender ist gemeinhin ein Narzisst. Aber nicht alle Narzissten sind Blender.

Liebe Blender da draußen (solltet Ihr das hier lesen): Die Umgehung der oben genannten Indikatoren beinhaltet etwas Aufwand und mehr Übung als ihr üblicherweise aufzubringen in der Lage seid. Falls Ihr Euch allerdings auf den Weg macht, würdet Ihr in die Kompetenz-Randzone kommen. Das hätte schon gefährlich viel mit Fähigkeit usw. zu tun. Vielleicht würde das mitleidige Grinsen, das ihr meist für freundliche Zustimmung haltet, dann einen ersten Anklang ehrlicher Interessensbekundung haben.

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Gute Lehrbücher

Freitag, 25. Januar 2008 14:21

Es ist sicher keine hinreichende aber allenthalben eine notwendige Bedingung für die geeignete Aufbereitung von Lehrmaterial (oder gar einer Lernumgebung), den zum Gegenstand erhobenen Inhalt vollständig (etwa als Autor, Lehrer, Instruktionsdesigner) selbst begriffen zu haben. Es ist jedoch für jemand, der nun länger in einem Berufsfeld arbeitet, ohne weitere Schwierigkeiten möglich, den bloßen Eindruck des Begreifens und der Begreifbarkeit zu erwecken—und zwar sowohl auf die eigene Person bezogen als auch für die Lernenden.

Beispiele, für die es nach gerade genanntem Muster nicht funktioniert, kennen wir zu genüge. Sie anzuprangern wäre wenig hilfreich und schon gar nicht höflich—zumal natürlich wie immer die Wahrscheinlichkeit eines Irrtums bleibt.

Ausführlich gelungene Beispiele sehe ich hingegen z.B. realisiert in:

Link Beierle, C. & Kern-Isberner, G. (2006): Methoden wissensbasierter Systeme, 3. Erweiterte Auflage, Wiesbaden: Vieweg
Link Lauth, B.; Sareiter, J. (2002). Wissenschaftliche Erkenntnis. Eine ideengeschichtliche Einführung in die Wissenschaftstheorie, Paderborn: Mentis

Diese Liste ist bei weitem nicht vollständig und entspringt meinem unmittelbaren inhaltlichen Umfeld (jedoch nicht meinem persönlichen, falls nun jemand seltsame Verdachte hegte). Jedoch sind diese beiden beispielhaft für das darin gezeigte tiefe Verständnis, das, nahezu spielerisch choreografiert, Einstiege in ansonsten sehr komplexe und erstaunlich oft missverstandene Themenbereiche schafft. Welche Arbeit gerade ein solches Werk verschlingen mag, das kann man sich vor allem dann vorstellen, wenn man selbst in den Bereichen arbeitet und die inhaltlichen Umstände kennt, die es hier für einen Einstieg sinnvoll zu reduzieren galt.

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Akolythen und andere Reinkarnationen

Samstag, 5. Januar 2008 10:25

Halbschlaftrunken lassen sich tausend junge Akolythen des Unfugs erheben, durch die Unfähigkeit des Zugangs getrieben und glauben, dass kleine, lustige Rollenspiele irgendwas ins Leben, nunja, we®ben. Tradiert werden Konzepte, reines Gutes, reines Böses und natürlich die Mischformen, weil, klar, wenn Schwarz, wenn Weiß, dann Graustufen. Vermengen-Lehre einer Pseude-Analogie, die nichtmal Oberflächenmerkmale aufweist. Dualisten, allesamt einer Dialektik verschrieben, die’s nie gab. Das kann erheitern, wenngleich auch etwas zynisch. Also in etwa so, als glaubte man immer noch, dass die Batikbewegung (oder andere von der Haute Couture gestaltete Subkulturen, z.B. Punk) keine primitive Modeerscheinungen sondern eine Gesinnungsausbrüche seien. Harmlose Revolutionen. Jeder sollte sich eine zulegen. Damit verbaut (~verbraucht) man sich’s dann. Mitunter vollständig. Das “Huuu, sind wir guuuut” oder das “huuu, sind wir böhöhöööse” ist ebenso langweilig und ebenso komplett identisch und untereinander vertauschbar. [...]

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Ruum Bige

Sonntag, 9. Dezember 2007 21:53

Mein Kurzfilm Ruum Bige (Raum aufschichten).

Erstmals in ausgewählter Runde gezeigt auf der Martinée im Woeft am 8.12.2007.

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Weiter suchen als gedacht

Samstag, 1. Dezember 2007 13:44

Dass Experten sich insbesondere durch Hartnäckigkeit auszeichnen, wissen wir ja schon. Liegt in der Natur der Sache—es ist ja niemand da, den man sonst so fragen könnte. Eine Art pathogolischer Spieltrieb kommt wohl hinzu. Daraus folgt eine kleine Inspiration.

Weiter suchen als gedacht

Weiter suchen als gedacht.
Gedacht weiter suchen als.
Als “Weiter Suchen” gedacht.
Gedacht suchen, weiter als.
Als weiter gedacht suchen.
Als “Suchen” gedacht: weiter!

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Weiß die Wahrheit nicht

Sonntag, 25. November 2007 10:17

Stell mir eine Frage. Nach der Wahrheit, junges Herz. Woher weiß ich denn, dass ich die Antwort sein kann? Bin selbst gerade erst hier aufgetaucht. Habe etwas Staunen gelernt und etwas Zweifeln. Sie geben mir ein Ruder und schreien mich an. Als hätte ich das schon immer getan. Zwischen den Strukturen hängen die Muster, spinnwebenähnlich glotzen sie mich an. Ja, die Muster. An Tagen lachen sie mich aus, an anderen Tagen reichen sie mir eine Hand, die sie nicht haben. Kurz und gerade deshalb um den heißen Brei gedacht. Kommen in Heerscharen um bestätigt zu bekommen, was sie nicht ahnen wollen. Sind bitter enttäuscht, wenn ich nicht hergeben kann, was sie schon haben. “Gib mir mich!” Und ich sage: “Dich haben wir hier noch nicht. Das dauert. Zeit nämlich. Weiß nicht, ob du die Geduld hast, so lange zu denken, bis wir dich hier haben. Viele waren nicht geduldig.” Morgen wachst Du wieder auf. Taumel, Leben, gerade. Oder doch ein Gedanke. Oder nichts. Oder alles.

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Vertigo>Virtigo

Dienstag, 20. November 2007 17:09

Fortune plango volvitur. Gestatten, ich melde mich mal zurück. Verzeihen sie eben, da, ja, sie da, das ist, nunja, schade. Denn zweimal ist besser als einmal. Inklusive der etwa vorhandenen Anschlussgelegenheit. Jedenfalls in diesem Fall, für den Fall, dass sie wissen was ich meinen könnte. Meinen sie denn auch sicher, was ich weiß oder verdreht’s mir nur mal eben im Handumdrehen den Verstand, weiterdrehend. Vertigo? Virtigo? So richtig hat man sich wohl einfach noch nicht entschieden. Eingefärbtes Erlebnis, Doppelohrfeige—und das ging so richtig schnell. Da konnte keiner mehr gucken. Nun, nein. Da konnte ich nicht mehr gucken. Das ist inmitten des Herbsts. Vielleicht ist es diese scheinbare Kontingenz, warum ich den Herbst so liebe und all die Eigenarten, die Blätter und das goldene Licht einfach nur die Umstände. Mag’s an die Klassiker erinnern und, strebe man den Erfolg im Sinne des Erklärten Ziels an, ermahnen, dass alles sich bewegen sollende zunächst den Anker wider dem Urabtrieb lichten müsse. Aber das, sehr verehrte Leser, das ist sogar mir nun zu viel des kategorischen Konjunktivs. Ob ich davon unbeindruckt bleiben könne? Natürlich nicht. “Beneidensfrei, wer frei davon”, um mal schnell noch dem guten Bertold das Wort im Mund herum zu drehen. Spannung und Neugier sind eine allseits gefährlich, wenn nicht explosive Mischung. Hoffen wir mal, dass nicht alles in geordneten Bahnen bleibt.

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