Beitrags-Archiv für die Kategory 'Hochschullehre'

Deckenlicht

Sonntag, 21. November 2010 23:14

Den Sonntag in vollen Zügen genießen, davon handelte einst ein Witz, der wie alle Witze im Grunde überhaupt nicht witzig war und nicht nur deswegen hier vermieden werden soll. Jedenfalls sind mir sehr wenige Witze bekannt, die an sich witzig sind. Selten kann jemand welche erzählen, und ich habe den Eindruck, dass der Humor dann doch außerhalb der symbolisch enkodierten Information mitsamt der berühmten scherzhaften Überraschung zu finden ist: Ja, das ist die Pointe, ohne die’s schnwierig wird, außer man heißt zufällig Badesalz und kann die Werke zur Besonderheit erheben, weil sie eben keine Pointe haben—obwohl das natürlich nicht stimmt: Sie ist dann nur woanders zu finden als üblicherweise am Schluss.

Zurück in den Zug. Verspätung hat die Verbindung ja ohnedies jedesmal, mit bislang nur einer einzigen Ausnahme. In Gotha noch nen Triebwagenschaden. Aber am Sonntag abend sitzen Pendler im Zug, und die nehmen’s gelassen hin. Außer die junge Dame, die im Ruhebereich des ICE in ihr Handy brüllt, um ihrem Vater zu erklären, was sie gestern alles zum Geburtstag bekommen hat. Geld, Jelly Beans (die große Tüte), von Christian eine Kette (die ist echt wirklich schön), ein Armband, von Tante Dorothy Geld zum Führerschein und von Oma auch, und überhaupt hat sie ja schon mit Oma telefoniert, und die Mischgetränke hat sie in den Keller geräumt—glaubt sie, sicher ist sie nicht mehr—damit ihre Mama nicht alles in den Keller tragen muss. Das wird dann 5x erwähnt. Ist offenbar selten. Sie bedankt sich für den Laptop, den die Eltern geschenkt haben. Irgendjemand (vermutlich der Bruder) hat nicht angerufen. Er könnte ja wenigstens anrufen. Dann erzählt sie alles nochmal ihrer Mama. Die gleiche Geschichte. Genauso laut. Auch von der anderen Seite brüllt es derart laut, dass man sich dabei ertappt, bei der Dame nach einen Hörgerät zu suchen—aber dann hätte sie das Problem ja nicht. Die Dame, die neben mir sitzt ist nett, hat offenbar einen guten Musikgeschmack, fährt noch weiter im Zug, aber fängt dann an Twilight zu gucken. Großes Minus. Enormes Minus. Nunja, andere Generation.

Die Pendler kennen das auch schon. Natürlich in wechselnder Besetzung. Aber immer wieder exakt gleich. Man erkennt sich sogar untereinander. Vielleicht an der Gelassenheit. Ich fahre zurück von der Zukunft-W Klausurtagung, mit Infotag und Abschlusskonferenz, wo mir dann als Dankeschön schöne Rosen von einer noch schöneren Frau überreicht wurden. Rosen hätten an dem Tag eigentlich alle verdient. Das Projekt ist nur dank unglaublicher Hingabe der Arbeitsgruppe so gut geworden. Da das so selten ist, kann es nicht genug hervorgehoben werden. Vielleicht in der Hoffnung, es möge auch andernorts anders werden.

Morgen ist Vorlesung, und noch ist der Dropout gemessen an Vorlesungen im Allgemeinen recht gering. Ich hoffe natürlich, mir jetzt straffrei einbilden zu dürfen, dass das wenigstens im Ansatz irgendwo, irgendwie etwas mit mir zu tun hat—oder sagen wir besser: damit, was ich da umsetze. Ich bin jedenfalls überrascht und im Nachhinein noch etwas mehr beeindruckt, wie viel Arbeit so eine Vorlesung in Wirklichkeit ist. Ich möchte mich im Nachhinein in aller Form bei meinen früheren Professorinnen und Professoren entschuldigen, denen ich in solchen Veranstaltungen gelegentlich das eine oder andere seltsam (um nicht zu sagen: übel) genommen habe: Ich hatte ja keine Ahnung! Hin und wieder, wenn der letzte Rest Kreativität verschwunden ist, dann starre ich an die Decke.

An der Decke öffentlicher Verkehrsmittel, zwei Perspektiven

Dort sehe ich nicht selten die Deckenbeleuchtung eines öffentlichen Fahrzeugs. So wie ich jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, unterwegs bin. Der Zustand, nicht da zu sein, hätte wohl seine Vorzüge, wenn mein Anschlussmotiv nicht so sehr ausgeprägt wäre. Ein wenig mehr Machtmotiv wäre vor dem Hintergrund, wenn auch nicht geistig gesund, dann aber doch wenigstens karrierefördernd. Ich will mal sagen: Ich arbeite zum Teil absichtsvoll nicht an diesem Teil meiner Persönlichkeit. Mal sehen, wo mich das hinführt.

Thema: Alltag, Hochschullehre, Reise | Kommentare (0) | Autor:

In vielen Gestalten

Freitag, 29. Oktober 2010 22:51

Der initiale Transfer ist abgeschlossen. Guten Morgen, Sonne, Wolken, Regen, Menschen mit den lachenden, weinenden, träumenden, hoffenden, staunenden, zweifenden, resignierten Augen. Und jede Menge mehr. Ich befinde mich als seltsames Arbeitskonstrukt an einer interessanten Stelle,  an einer Karriereposition, die mir von einem Viertel der Menschen als Karrieresackgasse, von einem anderen Viertel als Karrierechance per se, von anderen widerum gar nicht oder mit der, wie ich finde, gebührenden Menge an ironisiertem Spott ausgelegt wird.

Ich vertrete also den Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie an der Friedrich-Schiller-Universität (FSU, sic!) zu Jena. Ich darf ausprobieren, was es heißt, als Professor an einer deutschen Universität zu arbeiten. Mit allem was dazugehört. Ich bin sowas wie ein PiP, ein Professor im Praktikum. Ich hoffe, dass man zu dem Urteil kommt, dass ich für diesen schönen Beruf geeignet bin. Ich hoffe, dass ich die zahlreichen Herausforderungen meistern kann.

Ich mag Jena, ich mag Jena, es ist manchmal ein wenig grau, dann mag ich es nicht. Ansonsten mag ich Jena. Es ist ähnlich verschlafen wie Freiburg, hat die Hälfte der Einwohner, auch viele Touristen, aber weniger (wesentlich weniger) schöne Cafés. Aber es hat welche. Und die sind durchaus attraktiv. Nein, ich bin nicht in der “Stadt der erloschenen Lampen” angekommen. Jena hat ebenfalls eine ähnliche Wohnsituation wie Freiburg. Sogar so evident, dass ich diesen Umstand ungeplanter Weise als Ice-Breaker in der Vorlesung verwenden konnte. Als ich sagte, dass ich “vor zwei Wochen herkam” und dann versuchte in Jena eine Wohnung zu finden, haben meine Studierenden gelacht. Natürlich haben sie später im Verlauf noch mehr gelacht. Bei annähernd 400 Leuten geht es um mehr als um ein deklaratives Feuerwerk an illustren Informationen. Zumindest, wenn man nicht gleich mit bloß noch 80 Leuten im großen (immer noch zu kleinen) Hörsaal stehen will. Ich lese zu “Lernen, Entwicklung, Sozialisation”. Das ist gut und gerne eine Vorlesung über alles im Fach. Vom Modul her ist sie daher im ersten Semester ganz gut platziert. Es sitzen aber auch Menschen im 11. Semester drin. Alle willkommen, herzlich Willkommen, mehr als willkommen. Die Vorlesung hat im Übrigen den Zusatz “eine Einführung”. Das ist zwar typisch Deutsch irgendwie, aber hilft auch. Denn eine einzelne Sitzung zur “Kognition des Lernens” könnte sonst durchaus aus dem Ruder geraten. Vorlesung, das ist wesentlich anstrengender als ich immer dachte. Ich hatte bislang schon großen Respekt vor den Kolleginnen und Kollegen, die das machen. Jetzt ist der noch etwas gewachsen.

Weil es gebraucht wurde, habe ich mein Freiburger Büro geräumt. Für die Zwischenzeit. Ich werde ja mit großer Wahrscheinlickeit dahin zurückkehren. Kommendes Semester vielleicht, oder noch eins weiter. Ich bin nicht nur mit einem lachenden Auge gegangen—auch wenn ich nach all den Jahren auch den ganzen angesammelten Unrat endlich mal loswerden konnte. Ich muss dringend in Freiburg eine Sprechstunde anbieten, es sind ja noch ein paar Fäden offen (oder fünf).

Die Thüringer begegnen mir auffallend herzlich. Bislang gab es da nichtmal Ausnahmen! Man scheint hier eine zunächst skeptische aber gleichzeitig zutiefst anteilnehmende und hilfsbereite Kultur zu pflegen. Man spürt natürlich allgegenwärtig nach wie vor den tiefen Krater, den insbesondere die zurecht verhasst-verachtete Treuhand hier hinterlassen hat. Nicht zu offen, aber sichtbar, hörbar. Da war nicht viel her mit der Würde, schon gar nicht von der der Menschen. Ich hoffe in latenter Naivität, dass sich diese tiefen Wunden einst heilen lassen. Derzeit ist man weit entfernt davon.

Ich habe natürlich auch Kollegen. Auch hier bin ich mehr als positiv überrascht und erstaunt. Danke Vicky, Nicole, Regina, Caro, Zoltán, für die große Offenheit, Freundlichkeit und Unterstützung in den ersten Wochen. Es ist ja nicht eben wenig, was wir als “Rumpf-Crew” gerade zu stemmen haben. Fridolin heißt ein von mir hoch geschätzter Mensch, der offiziell eine Position als wissenschaftliche Hilfskraft inne hat, gerade vor diesem Hintergrund unglaubliches leistet und menschlich ein riesiges Glück ist. Ich muss ihn mal mit nach Freiburg bringen—bei nächster Gelegenheit.

Inzwischen habe ich rausgefunden, was “Lehramt (alt)” und “Lehramt (neu)”, das Jenaer Modell, der Bachelor-Studiengang, der Master-Studiengang und der (auslaufende) Magisterstudiengang für verschiedene Nöte haben und wie man ein paar davon mit geeignetem Lehrangebot wandeln kann. Ich habe, wie auch in Freiburg, einen sehr positiven Eindruck von den Studierenden—was ja auch klar ist: Menschen, die sich in das Fach aufmachen, das ich so liebe—da fällt alles natürlich ein wenig leichter. Gut, dass ich einigen auch im Seminar begegnen darf. Aus der Sprechstunde habe ich schon so manch interessanten und/oder überraschenden Impuls mitgenommen, sei es menschlicher oder inhaltlicher Art.

Mein Büro mit der Raumnummer 119 sieht derzeit allerdings noch aus wie ein Kühlschrank. Es wird gleich ein paar Grad kälter, wenn man hereinkommt. Irgendjemand, der nicht ich ist, muss das mal so gewollt haben. Da werde ich demnächst wenigstens ein paar Bilder mitbringen. Auf dass die Umgebung etwas mehr mit meiner Person harmoniere.

Bleibt noch was zum Pendeln zu sagen. Ich pendle ja einerseits zwischen Freiburg und Weimar (Wochenende) und andererseits zwischen Weimar und Jena (täglich). Das Bahnfahren ist nicht weiter schlimm. Auf den langen Strecken kann ich ganz gut arbeiten, und unter den Arbeiten, die anfallen, sind hinreichend solche, die ich auch im Zug erledigen kann. Also ist das kein Problem. Diese Stunden kann ich faktisch ganz in Thüringens Dienst stellen. Die kleinen Bahnfahrten reichen aus um einen absonderlichen Gedanken zu fassen oder etwas aus einer gänzlich anderen Perspektive zu sehen. Eine willkommene Gelegenheit, zumal die Termine sich jetzt ja ansonsten jeweils gegenseitig jagen.

Das Pendlerleben andererseits ist seltsam. Eigentlich fühlt es sich so an, als sei ich immer unterwegs. Nie irgendwo sesshaft. Mir fehlen die Menschen in meinem Umfeld unter der Woche ziemlich. Das ist auf besondere Weise anders als üblicherweise auf Reisen oder wenn man sich während der Woche aufgrund langer Arbeitszeiten nicht viel sieht. Ich werde mich vermutlich etwas mehr daran gewöhnen, sicher aber nie ganz.

Die Bürokratie mit dem doppelten Wohnen und all’ dem Drumherum habe ich für’s Erste wohl besiegt—das geschieht natürlich nie endgültig und die Steuererklärung für 2010 wird mit Sicherheit ein komplexes, dynamisches Konstrukt mit vermutlich hinreichend Entropie. Aber das ist momentan ja noch ein wenig hin.

Soweit der neue Überblick. Einzelheiten wird’s dann sicher auch noch geben.

Thema: Alltag, Hochschullehre, Schattenreigen, Wissenschaft | Kommentare (0) | Autor:

Neue Ufer, ostwärts

Mittwoch, 13. Oktober 2010 11:25

“Mögest Du in interessanten Zeiten leben.” Das gilt in manchen Kulturen ja direkt als Fluch. Mir ist diese Konnotation nicht ganz so sicher, was mir derzeit eine gesunde Portion Optimismus erhält. Interessant ist all das in jedem Fall.

Chronologisch richtig formuliert, klingt das so: Ich wurde von der Friedrich-Schiller-Universität dazu eingeladen, den Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie zu vertreten. Der Einladung bin ich gefolgt und nach Weimar gezogen, weil es in Jena keine Wohnung gab. Mein Büro habe ich nach Jena umgezogen.

Alles in den letzten Wochen, die ursprünglich dazu reserviert waren endlich einigen Veröffentlichungen nachzugehen. Das alte Semester in Freiburg richtig abzuschließen und vor allem das neue hier inklusive Vorlesung richtig vorzubereiten, der Umzug und all die damit verbundenen und von mir ach so geschätzten Formalitäten, all das war plötzlich, nunja, salient geworden.

Nächste Woche gehen die Lehrveranstaltungen los. An beiden Zielstellen liegen noch unausgepackte Kartons. Ich hab’ nen großartigen HiWi (gerade jetzt viel wert). Überhaupt kümmert man sich in Thüringen auffallend großartig. Die Kollegen sind sehr unterstützend, sehr engagiert, sehr kompetent, und überhaupt menschlich ein großes Glück.

Meine Bücher sind schon in ihrem neuen zu Hause angekommen, haben es sich schon bequem gemacht. Wichtigstes Werkzeug im Reigen des Wissens. Die Perspektive ist ausschnittshaft gewählt. Genau wie meine Blickpunkte in die neuen und spannenden Aufgaben.

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Warum nicht?

Samstag, 26. Juni 2010 21:20

Es ist etwas daran, Ihr Menschen mit den komplexen, wunderschönen Ideen, geboren aus einer Verlegenheit, aus einer Unsicherheit. Man sagt Euch, dass die Scheiße, die auf Euch herabregnet, eine Chance sei. Und irgendwas will das scheinbar haben, weil dann alles gut sei. Das ist es nicht, Menschen mit den träumenden Augen. Das was ich in Euch sehen durfte, in einer Rolle, die irgendwo zwischen allen Stühlen hängt. Daran soll auch noch so seltsames Gemecker bitte nichts ändern. Neben allen Zugängen, verkrümmten Schlüsseln und seltsamen Verwaltungsabläufen. Fragt mich bitte nicht, was das soll. Ich weiß es nicht. Ich weiß nichtmal, welchen Teil ich in dieser verworrenen Gleichung spiele. Vielleicht bin ich da sowas wie der Bruchstrich. Falls es so einen darin gibt. Ob dem Rahmen der Rahmen fehlt, oder Euer Lachen über das Wort “Objektivität”.

Vertraut dem Wissen halt. Es wird nicht alles falsch sein. Vor allem deshalb, weil ja alles falsch ist. Ihr habt die Schriftrollen entrollt, entwickelt und etwas entdeckt. Etwas Gutes obendrein. Jedenfalls, so weit ich in der Lage bin, das einzuschätzen. Und ich weiß immer noch kein anderes Wort für Design. Ebenso begeistert ich war, seit längerem einmal wieder begeisterte Augen im Blick auf modallogischen Wahnsinn zu sehen, andernorts (räumlich gesehen). Schön, dass man Euch das nicht mehr nehmen kann. Mir ist es einmal mehr eine große Ehre dabei zu sein. Der Zweifel ist eher ein Selbstzweifel. Ihr kennt ihn selbst ganz gut.

Warum ich?

Ich hab da inzwischen so eine Idee:

Warum eigentlich nicht?

Thema: Hochschullehre, Staunen und Zweifeln | Kommentare (0) | Autor:

Eine Ära geht zu Ende

Mittwoch, 23. Juni 2010 22:18

Heute, endgültig. Ganz heimlich, leise, während viele nichtsahnend sich der Sonne hingaben. Zum Glück war es eine Schöne, die Letzte. Nicht insgesamt, es war auch gar nicht meine. Die ist lange her. Dennoch ging sie ans Herz. Sehr sogar und  der KoNtExT war erst danach so richtig deutlich und klar. Ich werde pathetisch. Das mag ich sonst nicht. Ich werde nostalgisch. Das mag ich eigentlich noch viel weniger. Traurig auch. Denn sind die Gebäude auch die Gleichen, die Hallen noch in ähnlich weiches Licht getaucht, so ist doch alles anders. So, als habe ich irgendwo lange gewohnt und kehre nach Jahren wieder zurück. Natürlich verändert der Nachmieter alles. Manches vielleicht sogar zum Guten, wer vermag es endgültig zu beurteilen. Aber ich werde mich da nicht mehr auf die gleiche Art zu Hause fühlen. Jetzt, wo er nicht mehr da ist. Der mit dem spitzen Hut. Den Hut, den nicht mal der Kostümverleih noch in originaler Nachempfindung wirklich auftreiben kann. Die vertrauten Situationen, die vielen lachenden Momente, die wiederkehrenden Ärgernisse und wie wir uns damit arrangierten. Manchmal scheint’s fast wie ein Sieg der Bürokraten, und mag man auch versuchen und das Lächeln und die fragenden Gesichter des Nachmieters erkennen, zu schätzen, mehr noch, ja, fast zu lieben lernen. Ein stilles Echo, lautlos fast, und fühlt sich kalt an. So nah.

In Reflexion und Belesenheit hat Simone Pflaum eine sehr schöne Prüfung bestanden und uns gleichermaßen einen Rückblick geschenkt. Eine Prüfung, die in mehrfacher Hinsicht besonders war: Sie ist die letzte angehende Magistra meines so geliebten Fachs in Freiburg. Dank Dir, dank Euch, Ihr verrückten Freigeister und Wahrer der komplexen Ideen. Es war eine schöne Zeit mit Euch. Ich werde mich mit einem Lachen an die schöne Zeit erinnern, wenn ich Euch hier und da begegne.

Indes flattern die behavioralen Belege externaler Motivierung, die Prüfungslisten und Anwesenheitslisten, die Abrechnungen und schnellen Kassen der neuen Zeit rings und quer über meinen Schreibtisch, gleich doppelt ähnlich einem Sieg der Bürokraten, deren verdrehte Revolution kaum aufzuhalten scheint. Ware, Trademark, Ressource, Humankapital. Ich verspreche, ich versuche trotzdem mein Bestes in der Hoffnung es möge genug sein. Denn der Ort, Ihr lieben, verträumten Magister, er ist immer noch magisch. Auch wenn dies nun tiefer als früher vergraben liegt und die Anstrengungen mehr werden.

Morgen fahre ich nach Jena zu einem zweiten Teil eines Blockseminars, eigentlich über Simulation und Planspiele. Dort sitzen zwei handvoll angehende Magister und begegnen mir in im Grunde technologischen Diskussionen mit spontan eingeworfenen Zitaten von Eugen Fink. Man sehe die doppelte Ironie darin und möge sich schelmisch freuen.

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Materielle Schichtungen und Dill-Emma

Sonntag, 20. Juni 2010 8:56

Anton Chechov hatte sich seinen Geschichten bedient um seine Medizin, insbesondere das Praktizieren, zu finanzieren. Ein interessanter Gedanke. Für Behandlungen hat er offenbar nichts verlangt. Er galt jedoch nur als mittelmäßig guter Arzt. Dass er dafür schreiben musste, dafür war ich ihm schon des öfteren dankbar. “Eine langweilige Geschichte” würde ich durchaus zu meinen literarischen Lieblingen zählen.

Jemand, den ich nun kürzlich das große Vergnügen hatte kennen lernen zu dürfen, finanzierte sich sein Medizinstudium durch seine Kunst. Damit hier keine Verwirrungen aufkommen: Es war insbesondere die Malerei und in Teilen die Bildhauerei und eher nicht die Alleinunterhalterei (nur für den Fall). Ein spannender Blickwinkel in immer wieder interessante Biographien. Das ist etwas grundsätzlich Schönes bei der Arbeit mit Studierenden: Nicht alles ist geradlinig, und die spannenden Fälle sind da eher ein guter Garant für das Fehlen einer veritablen Geradlinigkeit. Eine andere Studierende finanziert sich vollständig selbst, und ich habe den Eindruck gewonnen, eine besonders starke Chaosausprägung der Vieltausend-Baustellen ist nicht nur der Antrieb sondern auch das Werkzeug des immer wieder kehrenden Erfolgs. Andere sind erst am erwägen, ob sich ein Ausbruch lohnen könnte und zweifeln an der Instabilität und der mangelnden Kontrolle. Halbes Grinsen, Neugier und hoffentlich ein wenig induziertes kognitives Dilemma. Die Alternative, Verzeihung, Dill-Emma, vielleicht nicht ganz so wünschenswert.

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Lecture Prerecording in Bergen

Dienstag, 20. April 2010 9:15

Auf diese Weise habe ich gestern mein Seminar vorbereitet. Das läuft heute in einer Mischung aus Präsenzveranstaltung und Videoaufzeichnung mit Präsentation. Hoffentlich finden die Studierenden zu Hause das nicht zu langweilig. Danke Martina, Iva und Inka für die Organisation zu Hause. Ohne Euch wäre da nichts gelaufen.

So etwas lohnt sich im klassischen Sinne natürlich nicht immer, weil der Aufwand etwas größer ist als eine echte Präsenzveranstaltung. Das war aber geradezu eine für mich funktionierende Art dem Vulkan zu zeigen, dass er mich bitteschön nicht ganz bezwingen kann! Und außerdem kann das Semester wie geplant starten. Ich lasse nicht gerne wegen überhaupt irgendwas Lehre ausfallen. Also auch nicht jetzt! Darüber hinaus gibt es vielleicht einen Wiederverwendungswert. Und dann lohnt es sich doch ab der ersten Wiederholung. Inhaltlich ging es um eine Einführung und die Seminarkonzeption. Wäre das inhaltlich ausführlicher gewesen, dann wäre der Aufwand natürlich nochmal größer. Kleine technische Randnotiz am Ende: Irgendwie gut, das ich mir gerade ein kleines, portables und trotzdem professionelles USB-Mikrofon für Unterwegs besorgt hatte.

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